"Corvo, HInfort!", verkündete der Rabe grinsend und flog vor zur Bibliothek. Warum er grinste? Er hatte einige "interessante" Erinnerungen an diesen Ort...
"Das war doch schon einmal so", nun war Corvo auf seinem Spezialgebiet, "vor abertausenden von Jahren hat ein Monster namens Mephistor in Balanzia für nichts weiter als Zerstörung gesorgt. Als die Freiheitskämpfer und die Tierstämme von Hatari das Kaiserreich Terranos zu Fall gebracht hatten, tauchte Mephistor auf und vernichtete die Stadt und einen großen Teil der Armee der Freiheit. Man kann also sagen, dass sich dieser "wütende Gott" ebenso wie Mephistor verhalten hat, der auch wahllos Animastia geschlachtet hat. Darunter auch meine Vorfahren vom Stamm der Raben, die als "Schwarzflügel" bekannt sind".
"Hey, der hätte wenigstens etwas Fleisch dranlassen können!", rief Corvo enttäuscht. "Wer das auch immer war, er macht seine Arbeit definitiv gründlich... und dieser Sand... man könnte meinen, mir käme das irgendwoher bekannt vor". Er versuchte sich verzweifelt an die Themen der Mythologie-AG, an der er teilgenommen hatte, zu erinnern, doch es war offenbar schon zu lange her.
"Nicht gut", brummelte der, als er verzweifelt mit den Flügeln schlug, die komplett gelb waren, da sich Sand in ihnen verfangen hatte. "Grr, das ist der Nachteil an Federn. Da verfängt sich aller möglicher Kram drin...".
"Ich wollte den Stamm der Raben wieder vereinen", sagte Corvo und blickte sehnsüchtig gen Himmel, "aber das stellte sich als schwieriger heraus, als erwartet... also habe ich es gelassen und mich in den Wald zurückgezogen, wo ich nichtsahnende Passanten verarsche. Die denken bis heute, ich allein sei eine große Diebesbande". Corvo grinste vergnügt.
"Tjahaha, gerade WEIL sie sich immer so erschreckt", Corvo lachte vergnügt, "außerdem kann ich sie nicht ab. Sie hat gesagt, ich singe furchtbar. Ich bin ja auch kein verf%&+#er Singvogel". Er raufte sich die Federn und streckte beleidigt den Schnabel nach oben. "Hmpf".
Corvo flog schon eine ganze Weile selbstzufrieden durch die Luft und lachte krächzend, bis er etwas Ungewöhnliches spürte (Finsternis-Animastia sind recht empfindlich für sie umgebende Dinge, ganz besonders andere Animastia). "Hah? Wer ist der da?", er hatte den kleinen Wolf mit dem brennenden Schweif sofort bemerkt, "noch ein potenzielles Opfer". Der schwarze Rabe grinste hämisch. "Na dann!", er landete vor dem Ignilou und spreizte bedrohlich die Flügel. "HInfort, Elender!", rief er, "sonst wird dich der Fluch der Schwarzflügel treffen!". (Schwarzflügel ist der Name, den die Geschichtsschreiber dem Stamm der Raben auf Hatari unter der Führung von König Wuya gegeben haben). Doch dann fiel Corvo etwas auf. "Moment! Spyre?!?", er ließ die Flügel wieder sinken. Bis vor einem Jahr noch besuchte er die selbe Schule, wie Spyre, wurde allerdings wegen wiederholtem "Lehrertrolling" von der Schule geworfen. "Na, das ist ja lange her", Corvo grinste.
"Queen Pari had a little palace, ee-I-ee-I-ho! And in that palace she had a guy, ee-I-ee-I--ho!". Das verängstigte Rappit schob eine Schubkarre angefüllt mit allerlei Krimskrams durch einen Wald. Es sang, um sich Mut zu machen, doch es funktionierte nicht. Das hasenartige Animastia zitterte wie Espenlaub, denn es fühlte sich beobachtet. Zugleich kam ihm die Gegend, durch die es lief, ausgesprochen bekannt vor. Viele Händler hatten vor diesem Teil des Waldes außerhalb von Tausendmorgen gewarnt, denn hier trieb eine Diebesbande ihr Unwesen. Was niemand wusste: Es war keine Bande, sondern ein einzelner Dieb, der einer weithin gefürchteten Animastia-Spezies angehörte. Ein unheimliches Krächzen ließ den Hasen in eine Schockstarre verfallen. Ein mittelgroßes, gefiedertes Wesen landete direkt vor ihm. Es war Corvo, das Fearcrow. "Hmm, dein Zeug sieht schwer aus, Passant", sagte er, während er hämisch grinste, "was dagegen, wenn ich dir die Last abnehme?". "B-bitte verschone mich!", flehte das Rappit, welches von Corvo als "Passant" betitelt wurde. Corvo krähte vergnügt, nahm die Schubkarre in die Klauen und flog damit davon. Aus der Ferne hörte er noch die panischen Angstschreie des Passanten, der in Richtung Tausendmorgen unterwegs war. Corvo hingegen flog in eine bergige Gegend nur unweit der Hauptstadt, die aber für alle Bewohner verbotenes Gebiet war, weil man die "Diebesbande" fürchtete. Corvo amüsierte sich königlich über die Passanten, die sein Revier durchwanderten und vor einer "Diebesbande" Angst hatten. Er flog noch einmal zu der Stelle zurück, an der er Rappit erleichtert hatte und ließ die Schubkarre einfach fallen. Dann flog er zu seinem Nest zurück und lachte schallend, was sich als lautes Krächzen ausdrückte. "Mann, sind die alle dämlich", freute Corvo sich.
Und dann kommt der Ulti-Mix: Infernovortex. Erst macht Spyre sein Infernogeheul, dann verwandelt Corvo die Flammenkreise mittels Vortex in finstere Flammentornados... ÜÜÜBEL!
So, hier ist auch schon wieder ne Liste für unsere Charaktere fürs neue RPG. Ich mach' dann auch gleich mal den Anfang.
Name: Corvo Spezies: Fearcrow Attribut: Wind Element: Finsternis Erklärung Spezies Fearcrow: Fearcrow sind dunkle Krähenanimastia, deren schwarze Schwingen und unheilvolles Krächzen schon seit jeher als Zeichen des Todes gefürchtet sind. Der Stamm der Raben, dem Fearcrow angehört, kennzeichnet sich durch seine Einzigartigkeit als beinahe schon schurkische Organisation. Unter den anderen Animastia nennt man sie auch "Piraten der Lüfte". Viele Fearcrow sind ausgesprochen verschlagen und gierig und verraten ihre Freunde für ein bisschen Gold. Als die Tierstämme noch auf der Wüsteninsel Hatari lebten (lange vor der Weltenvereinigung) waren die Raben und Adler erbitterte Feinde, da die Adler als ehrenvolle Animastia die Raben mit ihren dunklen Machenschaften nicht tolerieren konnten. Heute sind immer noch viele Fearcrow in Gangsterorganisationen, um Verbrechen (meist Diebstahl) zu begehen. Doch einige haben sich auch auf den Pfad der Tugend begeben, was ihnen aber aufgrund ihres schlechten Rufes nicht geglaubt wird. Auch, wenn Fearcrow zu den stärksten Animastia zählen, so flüchten sie doch häufig, anstatt zu kämpfen.
Erklärung zu Corvo: Corvo ist ebenso verschlagen, wie man sich ein Fearcrow vorstellen würde. Er macht gern Witze auf Kosten anderer und ist ein wenig sadistisch veranlagt. Allerdings würde er nie für den schnöden Mammon die Seiten wechseln. Corvos größter Traum ist es, eines Tages so zu sein wie Wuya, sein Vorfahr, der dereinst König des Stammes der Raben war. Er möchte alle Fearcrow der Welt versammeln, um den Stamm der Raben wiederauferstehen zu lassen, mit ihm als König. So abwegig es auch scheinen mag, ist Corvo sehr selbstlos und setzt sich oft für seine Freunde ein, auch wenn seine Methoden nicht immer konventionell sind.
Techniken Fearcrow: Rabenklaue: Ein einfacher Klauenschlag. Schwarzer Nebel: Flügelschläge erzeugen einen schwarzen Nebel, der die Sicht und den Geruchssinn blockiert, weil er ... ähem... riecht. Diese Technik wird oft zur Flucht genutzt. Pfeilschnabel: Bringt sich in Position und fliegt pfeilschnell auf Gegner zu, um ihn mit dem Schnabel zu durchbohren. Malstrom: Schwächere Version von Vortex (siehe Ultima-Technik).
Ultima-Technik: Vortex: Ein gewaltiger, schwarzer Tornado fegt über das Schlachtfeld und reißt alles mit sich, was sich in seiner Nähe befindet.
Ein Licht, heller als tausend Sonnen, strahlte aus dem Körper des Drachen hervor. Solare Flammen legten sich um seinen Körper und bildeten orangefarbene, flammende Flügel aus, die selbst den dunkelsten Raum zu erhellen vermochten. Verschwunden waren all die Zweifel, vergessen die Sorgen und Leiden. Über Balanzia ging eine neue Sonne auf... und ihr Name war...
„Pyrodra!!!“, hörte der rote Drache Pari nach sich rufen. „Häh? Was?!?“, Pyrodra fuhr von seiner Schlafstätte hoch, „was ist passiert, Pari? Warum schreist du mir so ins Ohr?“. Müde rieb sich der Drache die Augen und gähnte. „Du hast das Frühstück verpasst, du Schlafmütze“, Pari lächelte ihn sanft an. Schlagartig war Pyrodra hellwach. „Wie bitte?!?“, fragte er entsetzt, „ich verpasse doch sonst nie das Frühstück“. Auch Pyrodras Magen schien dies nicht sonderlich zu gefallen und er machte seinen Unmut durch lautes Knurren deutlich. Pari lachte herzlich. „Scheint als wären dein Magen und du einer Meinung“, sagte sie und legte Pyrodra dann etwas zu Essen aufs Bett, „hier, das habe ich dir übrig gelassen“. „Im Ernst?“, ungläubig schaute Pyrodra Pari an, „vielen Dank“. Er lächelte und verspeiste, was Pari ihm gegeben hatte. Es war zwar bloß Gemüse, etwas, das er als Fleischliebhaber normalerweise gänzlich ablehnte, aber für ihn war es die Geste, die zählte. Für so eine Freundlichkeit konnte man sich ja auch mal durch Gemüse hindurchquälen. „Wenn du fertig bist müssen wir zu Meister Ouryuu“, erklärte Pari, „er hat uns wohl etwas zu erzählen“. Pyrodra nickte.
Wenig später saßen Pyrodra, Pari, Serigala, Luke und Inu vor dem großen Urdrachen. „Also, was willst du uns sagen?“, fragte Pyrodra und gähnte. Er war offenbar immer noch müde. „Etwas, das von größter Wichtigkeit sein könnte“, antwortete Ouryuu, „von Waterolf habt ihr erfahren, dass sich die Blitzessenz der Stärke am Gewitterkap befindet, richtig?“. „Richtig“, bestätigte Luke, dann kratzte er sich aber am Kopf, „glaube ich jedenfalls“. „Ich fand gestern in der späten Nacht noch heraus, dass sich der andere Gegenstand, die Flamme der Macht, auf der Vulkaninsel befinden soll“, erzählte der weise Drache, „die alten Bücher geben doch um einiges mehr her, als man zunächst vermuten möchte“. „Das heißt, wir wissen jetzt, wo sich die zwei übrigen Teile für Paris Amulett befinden“, murmelte Pyrodra, „die Frage ist jetzt, wie wir am schnellsten an sie herankommen...“. „So weit ich weiß, ist die Vulkaninsel recht weit von der Nordostküste Taronas entfernt“, erklärte Serigala, „sie liegt etwas unterhalb von Hatari und auf halbem Weg zum Kontinent Surea... und damit auch nach Terranos“. „Das heißt, diese Kerle könnten sich die Flamme der Macht schon zu eigen gemacht haben“, Pyrodra fletschte die Zähne, „nicht gut“. „Vielleicht aber auch nicht“, rief Inu dazwischen, „wenn die Flamme der Macht auch von so jemandem wie Waterolf bewacht wird, dann hat Terranos keine Chance, da heranzukommen“. „Wohl wahr“, Luke nickte. „Jetzt stellt sich aber immer noch die Frage nach dem ‚Wie herankommen?’“, gab Pyrodra zu bedenken. „Wie wäre es denn, wenn wir uns aufteilen würden?“, schlug Pari vor, „eine Gruppe geht zum Gewitterkap, die andere zur Vulkaninsel“. „Das wird nicht nötig sein“, sagte da plötzlich eine bekannte Stimme und Waterolf trat, sehr zur Überraschung aller Anwesenden, in den Tempel. „Waterolf?!?“, entfuhr es Pari, „was... macht Ihr denn hier?“. „Ich kam her, weil mich euer Mut und euer Durchhaltevermögen beeindruckt haben“, sprach der wolfsähnliche Wassergeist, „auch ich... möchte für die Befreiung Balanzias kämpfen“. „Dann strahlt das Licht der Hoffnung für uns alle noch heller“, sagte Ouryuu lächelnd, „nun, da wir die Illusion des Wassers auf unserer Seite wissen“. „Aber ich allein komme auch nicht gegen die gesamte Streitmacht des Kaiserreiches an“, Waterolf holte den weisen Drachen auf den Boden der Tatsachen zurück. „Warum sagtet Ihr eben, dass es nicht nötig sei, uns aufzuteilen?“, fragte Pari neugierig. „Die Blitzessenz der Stärke... sie wurde bereits von Terranos beansprucht“, antwortete der mystische Wasserwolf. „Was?!?“, fragten alle Anwesenden schockiert. „Wie... wie ist das passiert?“, fragte Inu zitternd. „Ich selbst weiß es nicht wirklich“, antwortete Waterolf, „man erzählt sich allerdings, dass die Illusion des Blitzes, Thundolf, durch einen grausamen Dämon besiegt wurde“. „Ein... grausamer Dämon?!?“, fragte Pyrodra schockiert. Waterolf nickte. „Hat Hellknight am Ende... doch überlebt?“, fragte Pari, die am ganzen Körper zitterte. „Ich denke nicht, dass es der Anführer der Dämonenlords war“, erwiderte Waterolf, „dafür war Thundolfs Beschreibung zu verstört“. „Thundolf lebt?“, fragte Inu erleichtert. Der Wasserwolf nickte. „Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn herzubringen“, erklärte er, „er liegt draußen im Vorraum und wird von eurer Armee bestaunt“. „Dann lasst ihn herbringen“, sagte Ouryuu, „mir dürfte es gelingen, ihn zu heilen“. „In Ordnung“, Waterolf ging zurück durch den Gang. „Eines der mythischen Animastia wurde besiegt“, Ouryuu schaute finster drein, „Wesen, von denen es heißt, Gottheiten zu sein. Wer kann das gewesen sein?“. Serigala schaute Waterolf nach. Sie schien eine Ahnung zu haben, wer die Illusion des Blitzes besiegt haben könnte.
Minuten später kam Waterolf mit einigen Mitgliedern der Befreiungsarmee zurück, die ein anderes Animastium trugen. Es sah Waterolf sehr ähnlich, allerdings hatte es gelbe, blitzförmige Ornamente an seinem Körper. Ouryuu schaute das ohnmächtige Wesen ungläubig an. „Die Illusion des Blitzes...“, sagte er erstaunt, „dass ich ihrer einst ansichtig werden würde... lasst ihn in meinen Raum bringen. Ich kümmere mich um ihn“. Die Animastia gehorchten und schleppten Thundolf in Ouryuus Raum. Waterolf folgte ihnen. „Dann ist nur noch die Flamme der Macht übrig“, sagte Pyrodra, „wir müssen sie holen, bevor Terranos es tut“. „Aber wie kommen wir zur Vulkaninsel?“, grübelte Pari. „Wir müssen wohl per Schiff hin“, meinte Inu. „Und genau da liegt das Problem“, sagte Ouryuu, „durch Terranos’ Einfluss auf Marel hat jeder Hafen den Betrieb eingestellt... vollständig“. „Was?!?“, fragte Pyrodra geschockt. „Oh nein...“, Pari blickte traurig zu Boden, „dann ist alles verloren...“. „Nicht ganz“, sagte Serigala plötzlich, „ich kenne da jemanden, der selbst ein Schiff besitzt. Er lebt auf Hatari“. „Und wie kommen wir nach Hatari?“, fragte Pyrodra, „so weit ich gehört habe, ist das auch eine riesige Insel. Und das heißt, um überhaupt dorthin zu gelangen, brauchen wir verflixt noch mal ein Schiff. Aber weil es keins gibt, können wir auch nicht nach Hatari... arrrgh, das ist ärgerlich“. „Im Norden befindet sich eine kleine Hafenstadt“, erklärte Ouryuu, „von dort aus könnt ihr nach Hatari reisen. Terranos hat sie noch nicht übernommen, aber seid trotzdem vorsichtig“. „Im Norden, hm?“, Pyrodra bekam einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, „das heißt, wir müssen an Tarona vorbei“. Er schaute Pari an. „Das weißt du, oder?“, fragte er sie. Pari nickte. „Ich möchte wissen, was Terranos aus meiner Heimat gemacht hat“, sagte sie, „lasst uns gehen“. „Ja“, sagte der rote Drache entschlossen, „also dann, meine Freunde. Wir gehen jetzt. Bis bald, Ouryuu“. „Ich erwarte eure Rückkehr“, verabschiedete der weise Drache die Freunde.
Und so begannen Pyrodra, Pari, Inu, Luke und Serigala ihre lange Reise durch den großen Tarona-Wald nach Norden. Sie alle wussten, dass sie sich durch nun feindliches Herrschaftsgebiet bewegten und deswegen besondere Vorsicht walten lassen mussten. Pari schaute sich unterwegs oft um und erkannte einige Stellen des Waldes wieder. Ein unangenehmes Gefühl überkam sie. „Wir nähern uns Tarona...“, sagte sie leise. „Ist etwas nicht in Ordnung, Prinzessin?“, fragte Serigala. „Oh, nein“, log Pari, „mit mir ist alles gut“. Sie zwang sich zum Lächeln. „Ihr wollt nicht zurück... habe ich Recht?“, fragte die weiße Wölfin, „Ihr wollt nicht sehen, was aus Eurer geliebten Heimat geworden ist, seit sie zerstört wurde, ist dem nicht so?“. „D-doch, natürlich“, stammelte Pari, „ich bin nur... nervös, wisst Ihr?“. „Prinzessin“, begann Serigala ruhig, „ich kann sehen, dass Ihr lügt. Ihr würdet gern in das Tarona zurückkehren, das Terranos Euch nahm und nicht das, was Terranos nun daraus gemacht hat. Ihr wollt Eure Heimat retten und das ist auch gut so. Auch ich würde für Hatari alles aufs Spiel setzen, wenn es gerettet werden müsste“. Nachdem sie das gesagt hatte, wandte sie sich an Pyrodra. „Commander, lasst uns einen anderen Weg nehmen“. „Was? Warum?“, fragte Pyrodra verwundert. „Prinzessin Pari wird es wehtun, wenn wir an Tarona vorbei gehen und sie weiß, dass sie im Moment nichts für ihre Heimat tun kann“, erklärte die weiße Wölfin. „Stimmt das so, Pari?“, fragte Pyrodra sie. Die Prinzessin schaute unter sich, dann nickte sie langsam. „Warum sagst du so etwas nicht gleich?“, fragte der rote Drache verwundert. Pari antwortete nicht. Pyrodra seufzte. „Also schön“, sagte er, „Freunde, wir schlagen einen anderen Weg ein, der uns nicht so nah an Tarona vorbeiführt“. „Okay“, sagten Luke und Inu, die vorausgegangen waren. Sie entschieden sich, einen Bogen zu machen, der sie durch den westlichen Teil des Waldes an der Grenze zu Mito entlang führte. Unterwegs unterhielten sich nur Luke und Inu. Die beiden lachten und scherzten und standen damit im krassen Gegensatz zu Pyrodras Wachsamkeit oder Serigalas Ruhe. Der rote Drache schaute sich ständig um, um eventuellen Hinterhalten vorzubeugen, während die weiße Wölfin stumm und konzentriert neben ihm herlief. Pari bildete das Schlusslicht der Gruppe. Sie war in Gedanken vertieft. Das sie umgebende Gebiet erinnerte sie immer und immer wieder an jenen schrecklichsten Tag in der Geschichte Taronas. Sie war froh, dass Pyrodra Verständnis für sie hatte und sie war Serigala dankbar für ihre Hilfe. Auch, wenn die weiße Wölfin nicht viele Worte sagte, wusste sie doch immer, wie sie sich ausdrücken musste. Pari sah sie inzwischen als ihre ältere Schwester an. Luke und Inu waren wie Brüder für sie geworden. Ihr humoriges Verhalten half Pari, auch in schweren Zeiten das Licht zu sehen. Die beiden liefen immer noch lauthals redend und lachend vor den anderen her. Pari lächelte leicht. Sie zu beobachten war eine gute Ablenkung. Eine Idee pflanzte sich in ihren Kopf ein. Was wäre, wenn es eines Tages ein Gerät geben würde, mit dem man sich von Alltagsproblemen ablenken könnte? In diesem Gerät, welches man an- und wieder ausschalten könnte, würden verschiedene Dinge in bewegten Bildern zu sehen sein. Und man könnte sogar zwischen den einzelnen Programmen hin- und herwechseln. Pari kicherte in sich hinein. Das war dann doch zu abwegig. „Na, Pari?“, wurde sie plötzlich von Pyrodra angesprochen, „du bist ja plötzlich so fröhlich. Was ist los?“. „Weißt du...“, antwortete Pari, „seit du mir gesagt hast, dass wir eine Familie sind... habe ich nachgedacht. Und ich bin darauf gekommen, dass wir fünf zusammen... tatsächlich so etwas wie eine Familie sind. Schau dir Luke und Inu an. Die beiden verstehen sich, wie Brüder“. „Ah, du wirst aufgeheitert von ihren humorigen Allüren, richtig?“, Pyrodra lächelte, „dann sind sie ja anscheinend doch zu was gut“. Er lachte. „Und Serigala, was ist mit dir?“, fragte er die weiße Wölfin. „Was soll mit mir sein, Commander?“, fragte die Angesprochene zurück. „Wir gehen nach Hatari, deinem Heimatland“, sagte Pyrodra, „freust du dich nicht schon darauf, deine alten Freunde wieder zu sehen?“. „Ich bin schon sehr lange nicht mehr dort gewesen“, erklärte Serigala, „ich bezweifle, dass sie mich wieder erkennen werden. Aber ich muss Euch danken, Commander“. „Wofür?“, fragte Pyrodra verwundert. „Ich dachte mir schon, dass ich wieder nach Hatari kann, wenn ich an Eurer Seite bleibe“, antwortete Serigala, „Ihr habt diese Hoffnung erfüllt“. „Hey, das ist aber wirklich mehr Zufall“, meinte der rote Drache, „da habe ich nichts mit zu tun“. „Und dennoch bin ich Euch zu Dank verpflichtet“, Serigala neigte den Kopf ein wenig. Pyrodra lief im Gesicht rot an und kratzte sich am Hinterkopf. „Gern geschehen“, meinte er dann. Pari hatte die Szene beobachtet und lächelte leicht. „Wirklich“, dachte sie, „wir sind wirklich... eine Familie...“.
„Hey, was ist das denn?“, fragte Luke plötzlich und blieb stehen. „Habt ihr was gefunden?“, fragte Pyrodra neugierig und lief mit Pari und Serigala zu Luke und Inu, die etwas bestaunten, das am Boden lag. „Das hier“, antwortete Inu und deutete mit der Pfote auf einen Kristall, der im Boden steckte. „Das ist ja seltsam“, fand Pyrodra, „was ist das?“. „Ich hab’ keine Ahnung“, antwortete Luke, „der steht hier einfach so in der Gegend rum...“. „Was könnte das wohl bedeuten?“, grübelte der rote Drache. „Vielleicht ist es eine Art Grenzmarkierung“, meinte das Känguru. „Wer stellt denn einen Kristall als Grenzmarkierung auf?“, fragte Inu und schüttelte den Kopf, „ich glaube eher, dass es ein Wegweiser ist“. „Da hätte es ein stinknormales Holzschild aber auch getan“, fand Pyrodra, „wenn ihr mich fragt, ist das alles reichlich verdächtig“. „Vielleicht nutzt Terranos es zur Kommunikation“, sagte Serigala. „Wie soll das denn gehen?“, fragte Inu verwundert. „Es gibt Kristalle, über die man sich mit anderen verständigen kann“, erklärte Serigala, „über diese Kristalle konnten wir auf Hatari von einem Ende der Insel zum anderen Nachrichten senden, zum Beispiel über heraufkommende Sandstürme, die nicht selten über die ganze Insel toben“. „Praktisch“, meinte Luke, „ob der hier wohl noch funktioniert?“. „Ich würde das lieber nicht ausprobieren“, sagte Inu, „am Ende machen wir noch die Jungs aus Terranos darauf aufmerksam, wo wir sind“. „Dieser Kristall... ist kein Mittel zur Kommunikation“, sagte Pari plötzlich. „Was denn sonst?“, fragte Pyrodra. Ohne auf seine Frage zu antworten ging Pari auf den Kristall zu und berührte ihn. Ein schwaches, blaues Licht kam heraus und eine Stimme begann, zu sprechen. „Meine kleine Tochter, Pari...“, sagte die Stimme, „wenn du diesen Kristall findest und benutzt, weißt du, dass Tarona nicht mehr existiert. Dies werden vermutlich meine letzten Worte sein, bevor wir gegen Terranos in die Schlacht ziehen“. „Vater...“, hauchte Pari. Tränen formten sich in ihren Augen. „Wessen Stimme ist das?“, fragte Serigala. „Das ist die Stimme von Dragoking, dem ehemaligen König von Tarona und Paris Vater“, antwortete Pyrodra. „Hör mir gut zu, Pari“, fuhr die Stimme Dragokings fort, „was ich dir nun erzähle, ist von allergrößter Wichtigkeit. Ouryuu hat dir und Pyrodra sicher bereits das Geheimnis deines Amuletts verraten, daher werde ich es nicht erläutern... Es geht um den Kaiser von Terranos, Wuryuu, der diesen Krieg zwischen unseren Ländern begonnen hat. Eigentlich sind Tarona und Terranos in einer starken Freundschaft miteinander verbunden. Die Nachfahren des Sonnendrachen sind die eigentlichen Herrscher von Terranos, doch Wuryuu steht in keiner Verbindung zu ihm. Ich kannte den Kaiser persönlich, daher weiß ich, dass es sicher nicht Wuryuu war... jedenfalls nicht bis der ehemalige Kaiser auf mysteriöse Weise verstarb. Der Punkt ist, dass Wuryuu nicht der wahre Kaiser von Terranos ist. Er war es, der den letzten Kaiser ermorden ließ... Wuryuu, einer der Senatoren des Kaiserreiches Terranos. Er hat dies getan, um sich selbst die Kaiserkrone aufzusetzen. Der letzte Kaiser von Terranos und ich sprachen bereits darüber und er hat mir zwei Tage vor seinem Ableben – und auch zwei Tage vor deiner Geburt - gestanden, dass er sich vor seinen Senatoren und ihren Ränken fürchtet. Er wusste bereits, dass sie ein Attentat planten. Der Kaiser aber... hat ein Kind hinterlassen, das gerade an jenem Morgen geboren wurde. Dieses Kind sollte sein eigentlicher Nachfolger sein. Er gab das Kind in meine Obhut, doch ich hielt es für gefährlich, ihn im Schloss wohnen zu lassen und gab ihn deswegen an eine alte Bekannte von mir, die in den Straßen Taronas wohnte. Doch leider starb sie sehr bald danach. Seither ist das Kind eine Waise. Ich glaube, du weißt genau, worauf ich hinauswill. Pari, die Waise des Kaisers ist...“.
Aus.
Das blaue Licht im Inneren des Kristalls erlosch. Mit tränenüberströmtem Gesicht stand sie vor ihm. „Vater...“, weinte sie, „warum...?“. Tröstend legte ihr Pyrodra eine Hand auf die Schulter. „Das heißt, der momentane Kaiser hat sich die Krone erschlichen“, sagte er, „Wuryuu... so ein Mistkerl“. „Ich frage mich aber, von wem er gesprochen hat, als er die ‚Waise des Kaisers’ erwähnte...“, überlegte Luke. „Es muss ja ein Kind sein, das in irgendeiner Form entweder in oder um Tarona herum wohnt“, vermutete Inu, „das heißt, vielleicht ist es eins von den Waisenkindern, auf die wir acht geben“. „Kann nicht sein“, widersprach Inu, „von denen ist doch jeder jünger als wir. Und auch jünger als Pari“. „Von den anderen ist es auch niemand“, sagte Pyrodra, „ich denke nicht einmal, dass es irgendjemand ist, den wir kennen“. Pari konnte sich nicht helfen, als zu glauben, dass Pyrodra sie und die anderen anlog. Aber warum log er? Pari wollte es herausfinden, doch fand sie es noch zu früh, um Pyrodra zu fragen. „Wir sollten lieber weitergehen“, sagte sie deshalb, „sonst holt sich Terranos noch die Flamme der Macht vor uns“. „Sie hat Recht“, stimmte Pyrodra zu, „gehen wir weiter“. Zögernd nickten alle und machten sich wieder auf den Weg.
Es war Herbst geworden auf Balanzia. Die Blätter der Bäume des großen Tarona-Waldes hatten alle Farben von gelb über orange bis rot angenommen und gleiteten in regelmäßigen Abständen von den Bäumen hinab sanft zu Boden. Überall bereiteten sich die Animastia bereits auf den nahenden Winter vor. Um diese Zeit herum, etwa zwei Monate nachdem ihre lange Reise begonnen hatte, kamen Pyrodra, Pari, Luke, Inu und Serigala zum Drachentempel zurück. Sie wurden draußen von Waryle und dessen Armee herzlich begrüßt und als Helden gefeiert, denen es gelungen war, das Wasser des Wissens herbeizuschaffen. Mint empfing sie am Eingang zum Tempel und geleitete die Freunde hinein. Gleichzeitig fragte sie sie über ihre Erlebnisse aus und war durchaus erstaunt zu hören, dass es ihnen gelungen war, selbst den Dämonenlord Hellknight zu bezwingen. Im Innenraum des Tempels angekommen wurden Pyrodra, Luke und Inu von den anderen Waisenkindern herzlich begrüßt. Viele lobende Worte kamen von ihnen und Pyrodra war froh zu sehen, dass Ouryuu ihren Gesundheitszustand verbessern konnte. Sie sahen wesentlich besser ernährt aus und die vielen Krankheiten, unter denen sie gelitten hatten, schienen ebenfalls wie weggeblasen. Der weise Drache betrat den Raum gerade als Pyrodra und seine Freunde nach ihm fragen wollten. „Ich heiße euch herzlich willkommen“, sagte er zur Begrüßung. „Meister Ouryuu“, weinend warf sich Pari an Ouryuus Hals, „Ihr werdet nicht glauben, was wir durchgemacht haben... es war so... so furchtbar“. Ouryuu lächelte wohlwollend. „Ich verstehe“, sagte er, „ihr könnt mir davon später berichten. Nun habe ich erst einmal wichtige Informationen für euch“. „Welcher Art denn?“, fragte Pyrodra verwundert. „Bitte versammelt euch um mich“, bat der weise Drache. Die Freunde taten, wie ihnen geheißen. „Zuallererst möchte ich euch berichten, was sich während eurer Abwesenheit ereignet hat“, begann Ouryuu, „Terranos hat Tarona wieder aufgebaut und einen Teil seiner Streitmacht dort postiert“. „Soll das bedeuten, dass Tarona wieder steht?“, fragte Pari hoffnungsvoll. Ouryuu nickte. „So ist es“, sagte er, „nachdem es zerstört wurde, hat Terranos alles daran gesetzt, es wieder aufzubauen... jedoch... dient es Terranos nun lediglich als Sprungbrett, um auch noch in den verbliebenen Fürstentümern und Grafschaften auf Marel einzufallen“. „Diese Schweine“, Pyrodra fletschte die Zähne vor Zorn, „was haben die nur vor?“. „Die Weltherrschaft zu erlangen“, antwortete Ouryuu, „ein anderes Ziel kann ich mir kaum vorstellen“. „Wir werden das verhindern“, sagte Pari und reichte Ouryuu das Wasser des Wissens, jener Teil des Amuletts von Sonne und Mond, den sie aus dem Aquatempel mitgebracht hatten. Ouryuu nahm den Kristall entgegen. „Ihr habt es also geschafft“, sagte er beeindruckt, „es gibt also doch noch Hoffnung...“. „Die gibt es so oder so“, sagte Mint plötzlich, „Meister Ouryuu... wollt Ihr es ihnen nicht erzählen?“. „Was meint sie?“, fragte Pyrodra verwundert. „Uns ist es gelungen, Mito zu befreien“, antwortete Ouryuu, „auch der Rest ihres Militärs steht uns nun zur Verfügung“. „Was? Wirklich?!?“, fragte Pari überglücklich. „Es war ein harter Kampf“, erzählte Ouryuu, „aber letztenendes hat Terranos die Waffen strecken müssen. Ihnen hat ein Anführer gefehlt. Dennoch dürfen wir die Stärke von Terranos’ Streitmacht nicht unterschätzen“. „Sie hatten einen Dämonenlord in ihren Reihen“, sagte Pyrodra und dachte dabei an Hellknight, „und einen Zauberer, der in der Lage war, die Psyche zu beeinflussen... mich würde nicht wundern, wenn sie sogar Mephistor in ihren Reihen hätten“. „Du... weißt von Mephistor?“, fragte der weise Drache überrascht. „Serigala hat uns von ihm erzählt“, erklärte Pari, „könnt Ihr uns mehr erzählen?“. „Ich staune“, sagte Ouryuu und schaute dabei Serigala an, „wie es scheint, werden alte Legenden auf Hatari nach wie vor weiter erzählt“. „Ich hörte die Legende Mephistors von meinem Vater“, antwortete Serigala, „aber es ist nur ein Bruchstück. Die vollständige Geschichte kennen wir auf Hatari nicht. Wir wissen lediglich, wer Mephistor ist“. „Dann ist es wohl an mir, euch die vollständige Geschichte zu erzählen“, sagte Ouryuu und begann: „Vor Urzeiten, als Balanzia noch jung war... erklärte das Kontinentalreich Surea dem anderen Kontinentalreich Marel den Krieg. Es war ein blutiger Kampf ohne absehbares Ende. Die brutalen Schlachten wüteten über Jahrhunderte, Jahrtausende beinahe. Sie richteten beinahe ganz Balanzia zu Grunde. Und gerade, als alles verloren schien, erschienen die beiden heiligen Wesen Ophania, der heilige Drachenengel des Lichtes und des Lebens, sowie Mephistor, Gebieter über Tod und Zerstörung. Durch die Macht dieser beiden heiligen Wesen wurden die Kämpfe beendet und Balanzia, das vollständig verwüstet war, konnte sich erholen. Doch der Frieden war nur von kurzer Dauer. Mephistor, verschlungen von seiner eigenen Macht der Finsternis, griff Ophania an und sperrte sie an einem unbekannten Ort weg. Die beiden mächtigsten Krieger Ophanias, der Sonnendrache und der Mondsaurier stellten sich Mephistor zum Kampf und konnten unter Einsatz ihres Lebens den korrupten Drachen in den Tartaros verbannen, von wo er nie wiederkehren sollte. Vor ihrem Ableben schufen die beiden als Helden gefeierten Wesen das Amulett der Sonne und des Mondes und teilten es in fünf Teile auf. Einen Teil erhielt der Sohn des Sonnendrachen, der Jahre danach das Kaiserreich Terranos gründete, einen anderen Teil erhielt die Tochter des Mondsauriers, die spätere erste Königin des von ihr gegründeten Königreiches Tarona, die letzten drei Teile erhielten die Illusionen der Elemente als „Aspekte des Seins“. Der Sonnendrache und der Mondsaurier starben in der Hoffnung, Balanzia sei der ewige Frieden gebracht. Das Amulett schufen sie nur, um ihre Macht an ihre Nachfahren weitergeben zu können, sollte Mephistor jemals auf diese Welt zurückkehren. So entstand das Balanzia, das wir heute kennen“. „Das heißt jene legendären Helden... haben Tarona und Terranos gegründet?“, fragte Pyrodra erstaunt, „aber warum ist Terranos dann so feindselig?“. „Das weiß niemand so genau“, antwortete Ouryuu, „bis vor ein paar Jahren hatten Tarona und Terranos eine rege Handelspartnerschaft... sogar Städtefreundschaft. Das Verhältnis zwischen beiden Reichen war immer sehr gut und niemand dachte jemals daran, dass das eine Reich das andere jemals angreifen könnte. Bis zu einem ganz bestimmten Tag... es war etwa zwei Jahre, nachdem Ihr geboren wurdet, Prinzessin Pari. Damals... erklärte Terranos Tarona plötzlich den Krieg. Kurze Zeit zuvor ernannte Terranos einen neuen Kaiser...“. „Das ist höchstseltsam“, murmelte Pyrodra, „da steckt mehr dahinter. Offenbar hat dieser „Kaiser“ etwas zu verbergen“. „Dann war also entweder Mama oder Papa ein Nachfahre des Mondsauriers?“, fragte Pari. „Deine Mutter war es“, erklärte Ouryuu, „Dragoking war ein tapferer Ritter aus ihrer Leibgarde, in den sie sich verliebt hatte“. „So war das also... das heißt, ich bin auch...“, Pari konnte kaum glauben, was sie sich selbst eingestehen musste: sie war eine Nachfahrin einer der beiden legendären Helden, die den Herr über Tod und Zerstörung in den Tartaros verbannten. Sie stammte vom Mondsaurier ab. „Das würde vielleicht auch erklären... warum ich diese Technik verwenden konnte...“, sie dachte an jene Technik, mit der sie Hellknight besiegt hatte. Auch Pyrodra hatte es gemerkt. „Wenn Pari von jemandem abstammt, der so mächtig ist... wozu braucht sie mich dann?“, fragte er sich und blickte unter sich, „nein... ich sollte nicht neidisch sein, sondern mich für sie freuen... dennoch... die Frage bleibt“. „Ich danke Euch für diese Erzählung, Meister Ouryuu“, sagte Pari dann, „nun verstehe ich meine Position noch etwas besser“. Ouryuu nickte und lächelte, bevor er sich zurückzog.
„Also haben sogar Hellknight und Skullo versagt?“, Wuryuu schaute ungläubig auf die Glaskugel vor ihm, „Pyrodra und Pari... diese beiden werden immer mächtiger...“. „Wie es scheint, versagt Terranos seinen Sinn...“, sprach eine grollende Stimme, die selbst Wuryuu das Blut in den Adern gefrieren ließ. Geschockt schaute sich der schwarze Urdrache um und blickte auf einen anderen schwarzen Drachen, der hinter ihm stand. Allerdings war dieser Drache kein Schlangendrache. Auch war er viel größer als Wuryuu und sah weitaus mächtiger aus. Er hatte blutrote Augen, denen jedwede Emotion fehlte, einen ebenso gefärbten Bauch mit einem schwarzen Kristall auf der Brust, riesige Flügel, die auf der Innenseite ebenfalls rot waren und messerscharfe Krallen an Armen und Beinen. „Ihr seid...“, staunte Wuryuu, „Mephistor...“. Der gewaltige schwarze Drachendämon knurrte bedrohlich. „Du hast wohl vergessen, was dir blüht, wenn du versagst... Wuryuu“, knurrte er und zeigte die Reihen messerscharfer Zähne in seinem Maul. Dem Kaiser von Terranos wurde es mulmig zumute. „Ich habe es nicht vergessen, Erhabener“, sprach Wuryuu unterwürfig. Mephistor packte seinen Körper mit einer Hand und hob ihn hoch. „Das ist auch besser für dich“, knurrte Mephistor, „denn sonst...“. Er drückte Wuryuu für einen kurzen Moment die Luft ab und ließ ihn unsanft zu Boden fallen. Hustend richtete sich der Kaiser wieder auf. „Ist nicht nur unser Pakt geplatzt, verstanden?“, die grollende Stimme des Drachendämons erfüllte den Raum. „Ich habe verstanden, Erhabener“, sagte Wuryuu unterwürfig und verbeugte sich, „Pyrodra und Pari werden so schnell als möglich vernichtet“. „Das hoffe ich“, knurrte Mephistor und verschwand wieder im Dunkel des Thronsaals des Kaiserpalastes von Terranos.
In der Nacht saß Pyrodra auf einer Stufe knapp über dem Eingang ins Innere des Drachentempels und dachte über vergangene Ereignisse nach. „Ich könnte mich wirklich selbst in den Boden stampfen“, dachte er, „viel zu oft habe ich die anderen in Gefahr gebracht... besonders Pari. Ich darf nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passiert. In unserem Kampf gegen Hellknight... wäre sie beinahe selbst gestorben. Skullo hatte Recht... ich bin einfach... zu schwach... aber was kann ich tun, um stärker zu werden? Ich muss mich ändern, so viel steht fest. Ich muss stärker werden, um Pari und die anderen besser schützen zu können“. „Pyrodra?“, riss ihn Paris Stimme aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und sah Pari, die auf die Stufe kletterte und sich neben ihn setzte. „Warum bist du nicht im Bett?“, fragte er verwundert. „Ich konnte nicht schlafen“, antwortete Pari, „ich war einfach zu aufgekratzt“. „Wegen Ouryuus Erzählung?“, fragte Pyrodra. Pari nickte. „Ja... weißt du, dass ich die Nachfahrin des Mondsauriers sein soll ist schon überwältigend“, gab sie zu. „Das glaube ich dir gern“, sagte Pyrodra ruhig und schaute nach oben, „auch mich hat das ganz schön überrascht. Aber immerhin erklärt es diese unglaublichen Kräfte, die du manchmal entwickelst“. „Ich bin nicht sicher, ob mich das freuen sollte“, sagte Pari dann traurig. „Warum nicht?“, fragte Pyrodra, „mit deinen Kräften hast du uns mehr als nur einmal das Leben gerettet. Vergiss das nicht“. „Aber... ich habe noch keine Kontrolle darüber“, erklärte Pari, „ich würde sie gern einsetzen, wann ich will, aber... das kann ich nicht“. „Das kommt noch, glaub’ mir“, versicherte der rote Drache ihr, „wichtiger ist jetzt erst einmal die letzten beiden Teile deines Amuletts zu finden, meinst du nicht auch?“. „Du hast ja Recht“, Pari nickte und lächelte, „danke, Pyrodra“. „Wofür?“, fragte er verwundert. „Für... einfach alles“, sagte die Prinzessin von Tarona leise, „wenn du nicht gewesen wärest, wäre ich wahrscheinlich längst tot gewesen. Und... du hast immer dein Bestes gegeben, um mich zu beschützen“. „Manchmal ist aber auch das Beste nicht gut genug“, sagte der rote Drache und drehte den Kopf, sodass er Pari nicht ansah. „Hm? Was meinst du damit?“, fragte Pari verwundert. „Ich bin nicht geeignet, dein Beschützer zu sein“, fuhr Pyrodra fort, „das war ich nie. Ich bin... einfach zu schwach“. „Sag so etwas nicht!“, rief Pari, „du bist nicht schwach! Im Gegenteil. Du bist der stärkste Kämpfer, den ich kenne!“. „Mach mir nichts vor, Pari“, bat Pyrodra melancholisch, „es ist die reine Wahrheit. Tut mir Leid, dass... ich dich immer wieder in gefährliche Situationen gebracht habe“. „Pyrodra?“, Pari schaute ihn geschockt an, als er aufstand und ging, „Pyrodra! Warte bitte! Hey!!!“. Der rote Drache hörte ihr nicht zu. Gerade war er dabei, von der Stufe zu springen, um wieder in den Tempel zurückzukehren, da hielt Pari ihn fest. „Du bleibst hier!“, sagte sie, „das ist ein Befehl!“. „Was liegt dir überhaupt an meiner Gesellschaft?“, fragte Pyrodra traurig, „du solltest mich hassen... dafür, dass ich mehrmals beinahe dein Leben geopfert habe... dafür, dass ich so ein Idiot bin, der denkt, er könnte alles“. Pari wurde zum ersten Mal in ihrem Leben richtig wütend. „Pyrodra, du Idiot!!!“, fuhr sie ihn an und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Sie wich sofort zurück, erschrocken über ihr eigenes Verhalten. „Es... tut mir Leid...“, sagte sie leise und wagte es nicht, Pyrodra ins Gesicht zu sehen. Der wiederum berührte seine Wange an der Stelle, an der Pari ihn getroffen hatte. „Dir muss nichts leid tun“, sagte er leise, „ich war der Idiot hier... du hattest Recht, Pari. Wie konnte ich nur so in Selbstmitleid versinken? Das steht mir nicht. Wenn ich noch nicht stark genug bin, dich zu beschützen, dann werde ich eben stärker!“. „Das ist der Pyrodra, den ich kenne!“, rief Pari fröhlich aus. „Noch etwas“, sagte der rote Drache dann. „Was denn?“, fragte sie. „Du hast einen harten Schlag drauf...“, klagte er. Pari kicherte. Die beiden setzten sich wieder hin. „Und das beschäftigt dich also die ganze Zeit?“, fragte Pari, „dass du mich beinahe hast sterben lassen, als wir gegen Hellknight kämpften?“. Pyrodra nickte. „Du bist wirklich lieb, Pyrodra“, sanft berührte sie ihn an der Schulter, „du hättest selbst sterben können, das weißt du?“. „Das ist nicht wichtig, Pari“, sagte Pyrodra, „solange du überleben kannst... ist mir alles andere egal“. „Was?“, Pari lief rot an, als sie das hörte. „Es ist die Wahrheit“, bestätigte der rote Drache, „alles was ich will ist... diejenigen, die mir nahe stehen zu beschützen. Und solange ich das kann, ist das was mit mir passiert völlig irrelevant“. Pari fehlten die Worte. Noch nie hatte sie Pyrodra so in sich gekehrt erlebt. Diese Einfühlsamkeit überraschte sie. Ihn mussten die Kämpfe gegen Hellknight und auch gegen Skullo sehr beeindruckt haben, um ihn so zu verändern. Eine Frage tauchte in ihrem Kopf auf. Was würde passieren, wenn dies alles vorbei wäre? „Pyrodra...“, begann sie dann. „Was ist?“, fragte er zurück. „Was hast du eigentlich vor... wenn wir Terranos wirklich besiegt haben?“, fuhr Pari fort. „Warum fragst du?“. „Nur so... ich möchte es einfach wissen, verstehst du?“, war die Antwort. „Wenn wir Terranos wirklich besiegt haben... dann wirst du vermutlich die neue Königin von Tarona sein“, erzählte Pyrodra, „und ich... hm... ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was ich danach machen möchte. Wenn Balanzia erst einmal wieder friedlich ist... um ehrlich zu sein... kann ich mir da noch nicht wirklich etwas vorstellen. Ich denke, ich werde einfach durch die Lande ziehen und den Bedürftigen meine Hilfe beim Aufbau einer neuen Existenz helfen“. „Das heißt, du und ich... werden getrennt sein?“, kam es aus Pari heraus. „Hm?“, erstaunt schaute der rote Drache sie an. „Das... das ist nicht...“, Pari stockte. Gerade jetzt erst hatte sie bemerkt, was genau sie sagte. „Alles wird gut, Pari“, sagte Pyrodra lächelnd, „so schnell wirst du mich nicht los“. „Das hoffe ich“, gestand Pari und umarmte Pyrodra. Der rote Drache war hiervon völlig überrumpelt. „W-was genau wird das?“, fragte er schockiert. „Verlass mich nicht, ja?“, bat Pari und ließ wieder von ihm ab. Beide schauten sich eine ganze Weile lang stumm in die Augen. Sämtliche Differenzen, Hindernisse durch Herkunft und alles, was die beiden voneinander trennte, verpuffte, als hätte es niemals existiert. Langsam kamen sich die Schnauzen der beiden Animastia näher---
„PYRODRA!!! PARI!!!“, rief Lukes Stimme plötzlich, „WO SEID IHR?!?“. „Huch!“, machten beide und fielen von der Stufe herunter genau vor die Füße des Kängurus. „Hey, da seid ihr ja!“, rief Luke fröhlich, „was habt ihr denn hier gemacht?“. „Wir konnten nicht schlafen“, antwortete Pyrodra, der aufstand, „das ist alles“. „Aha...“, machte Luke, „na gut. Gute Nacht“. Er ging wieder zurück. Der rote Drache gähnte laut. „Gute Nacht, Pari“, sagte er, bevor auch er zurück in den Tempel ging. „Gute Nacht, Pyrodra...“, sagte Pari leise und folgte ihm einige Minuten später.
„Die Ablenkung hat gut funktioniert“, sagte Pyrodra zufrieden, als er, Pari und Kanni unbehelligt durch das Haupttor des schwarzen Schlosses schritten. „Hoffentlich halten Luke und Inu lange genug durch...“, besorgt schaute Pari zurück, „gegen so viele Feinde... und sie sind nur zu zweit...“. „Sie schaffen das schon“, versicherte der rote Drache, „glaub’ mir“. Pari nickte zögernd. „Hier lebt also Skullo?“, fragte Kanni ängstlich, als sie in den finsteren Gang vor sich starrte. Sie zitterte am ganzen Körper. Die drei standen in einem riesigen Gang mit roter Auslegware, die offenbar den ganzen Boden bedeckte. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen Fackeln angebracht, die den scheinbar endlosen Gang aber nur spärlich beleuchten konnten. Eine bedrückende Atmosphäre lag in der Luft und aus der Ferne konnten die feinen Drachenohren Pyrodras einige ominöse Melodien vernehmen, offenbar von einer großen Orgel stammend. „Was ist das für eine seltsame Musik?“, fragte der rote Drache. „Was meinst du?“, fragte Pari stutzig und schaute sich um, „ich höre nichts“. „Hör noch mal genauer hin“, bat der rote Drache, „hier spielt jemand auf einer Orgel“. „Seltsam...“, fand Kanni, „ich kann absolut nichts hören“. „Pyrodras Ohren sind besser als unsere“, informierte Pari sie, „ich glaube ihm“. „Wir müssen vorsichtig weitergehen...“, Pyrodra war sichtlich angespannt. Er hatte ein sehr schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Vorsichtig bahnten sich Pyrodra, Pari und Kanni einen Weg durch den langen Gang. Was als besonders verdächtig auffiel war die Abwesenheit sämtlicher Arten von Fallen, wie sie sonst in allen Schlössern dieser Art vorhanden waren. Auch schien der Gang, den das Trio durchlief, sich kein bisschen zu verändern. Noch immer waren es nur graue Steinwände, der rote Teppichboden sowie die Fackeln, die den Gang nur spärlich erleuchteten. „Jetzt höre ich es auch!“, sagte Pari plötzlich, „hier spielt tatsächlich jemand auf einer Orgel... aber warum?“. „Ich weiß es auch nicht“, antwortete Pyrodra, „aber dass du es auch hören kannst, ist ein Zeichen, dass wir uns unserem Ziel nähern. Wir sollten vorsichtig sein“. Pari schluckte schwer. Auch sie bekam Angst vor dem, was sie erwarten konnte. Kanni zitterte noch mehr, so sehr, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte. Ihr Geist trieb sie vorwärts, doch ihr Körper wollte das Gegenteil: schnellstmöglich von hier verschwinden. Doch dann erinnerte sie sich daran, was sie ihrem Dorfältesten versprochen hatte. Sie hatte versprochen, dass sie ihre Freunde und Stammesgenossen retten würde. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf lief das kleine Hasenmädchen weiter hinter Pyrodra und Pari her.
Nicht lange danach standen die Freunde vor einem großen, hölzernen Tor, das von zwei Fackeln beleuchtet wurde. „Das ist wohl der Eingang zum Schloss“, vermutete Pyrodra. „Du meinst, wir sind noch nicht im Schloss selbst?“, fragte Pari verwundert. Der rote Drache schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er, „dieser Gang hat meiner Meinung nach den Innenhof ersetzt“. „Hm, du könntest Recht haben“, vermutete Pari und starrte das hölzerne Tor an. Die Musik war nun lauter als zuvor und die Prinzessin von Tarona war sich sicher, dass sich hinter jenem Tor derjenige, der die Orgel bediente befinden musste. „Gehen wir rein...“, knurrte Pyrodra und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Tor, das sich schwergängig und mit einem lauten Quietschen öffnete. Die drei standen nun in einem großen, kreisrunden Raum mit pechschwarzen Steinwänden. Ein Kronleuchter hing von der Decke und beleuchtete den Raum. Es war lange nicht genug, um den Raum taghell werden zu lassen, doch es ermöglichte eine einigermaßen freie Sicht auf eventuelle Geschehnisse. Die Musik von der Orgel war nun so laut, dass man meinen könnte, sie käme von überall her. Sie wurde von den Wänden reflektiert. Pyrodra wandte sein Augenmerk nach vorne. Eine riesige Kirchenorgel mit goldenen Orgelpfeifen stand im Raum am Ende des Lichtkegels des Kronleuchters. Eine in eine schwarze Mönchskutte gehüllte Gestalt spielte auf der Orgel. „Bist du Skullo?“, fragte Pyrodra die Gestalt, die zu spielen aufhörte. Ein finsteres, geisterhaftes Lachen ging von ihr aus. Eine knochige Hand kam aus einem Ärmel der Kutte hervor und griff nach einem braunen Stab, an dessen oberen Ende sich eine fahlgelbe Kugel befand. Die Gestalt erhob sich von ihrem Sitzplatz und drehte sich um, dann kam sie auf Pyrodra, Pari und Kanni zu. Die Kapuze der Kutte fiel nach hinten weg und ermöglichte den Blick auf einen Skelettschädel mit großen Hörnern zu beiden Seiten. Blutrote Lichtpunkte leuchteten aus den schwarzen Augenhöhlen hervor. Pari begann zu zittern. „Ist das wirklich... Skullo?“, fragte sie entsetzt. Kanni nickte langsam. „Ja... das ist jener dunkle Zauberer, der meine Freunde entführt hat“, bestätigte sie. „Hahahahaha...“, lachte die Gestalt mit einer geisterhaften Stimme, die den dreien einen kalten Schauer den Rücken hinunter jagte. „Ich habe euch bereits erwartet... Pyrodra, Pari und Kanni“, sagte die Gestalt. „Woher weißt du, wer wir sind?“, fragte Pyrodra wütend. „Ich weiß alles über euch...“, sprach Skullo, „ich weiß, dass ihr hergekommen seid, um die Mitglieder von Kannis Stamm zu befreien... und ich weiß auch, dass ihr euch gegen das Kaiserreich Terranos aufgelehnt habt...“. „Warum hast du meine Freunde gefangen genommen?“, fragte Kanni wütend, „warum hast du uns unsere Lieben weggenommen?!?“. „Warum, fragst du...?“, Skullo lachte höhnisch, „ich habe keinen speziellen Grund dafür... genauso wenig, wie ich einen speziellen Grund dafür habe, euch hier und jetzt zu beseitigen...“. „Das musst du erst einmal versuchen!“, brüllte Pyrodra und stürmte auf das grausame Wesen zu, dass seinen Stab vor sich hielt. Die fahlgelbe Kugel blitzte kurz auf und Pyrodra prallte an einer Art Magiewall ab und fiel zu Boden. „Pyrodra, bist du okay?“, fragte Pari besorgt und rannte an seine Seite. „Ja... mir geht’s gut“, sagte der rote Drache und richtete sich auf, „der Typ ist gut... er hat meinen Angriff sofort kommen sehen“. „Er ist ein dunkler Magier“, sagte Pari und schaute Skullo ängstlich an. Kanni kam auch dazu. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben“, sagte sie, „bitte! Wir müssen meine lieben Freunde befreien“. „Kein Problem“, sagte Pyrodra grinsend, „wir schaffen das schon. Eben gerade hatte ich einfach Pech“. Er formte Feuerbälle in seinen Händen und flog nach oben. Dann warf er die Feuerbälle auf den Boden unter sich und erzeugte somit zwei Reihen gewaltige Feuersäulen, die auf das dunkle Skelett zuhielten. Dies rang Skullo nichts weiter als ein müdes Lächeln ab. Er schwang seinen Stab um sich und die Kugel an dessen Spitze blitzte erneut auf. Die Feuersäulen machten augenblicklich kehrt und hielten auf Kanni und Pari zu. „Verdammt!“, entfuhr es Pyrodra. Pari hingegen bewahrte Ruhe und erzeugte vor sich einen grünen Energiewall, der die Feuersäulen stoppte. „Eine Barriere?“, fragte Pyrodra erstaunt und landete dann, „du erstaunst mich immer wieder“. Pari lächelte und ließ die Barriere fallen, die sich selbst und auch die Feuersäulen auflöste. „Manchmal erstaune ich mich selbst“, sagte sie. „Dieser Skullo ist stark“, stellte Pyrodra fest, „er konnte meinen stärksten Angriff einfach so umkehren...“. „Was sollen wir also tun?“, fragte Pari, „hast du einen Vorschlag?“. Diese Frage war an Kanni gerichtet, die den Kopf schüttelte.
„Ihr seid wahrlich tapfere Kämpfer...“, meinte Skullo, „dennoch werdet ihr hier scheitern. Ich zeige euch jetzt eine Welt voller Schmerzen... Memoria Dolor“. Ein schwarzer Nebel kam aus seinem Stab hervor und hüllte Pyrodra, Pari und Kanni ein. „Was?“, fragte der rote Drache panisch, „was ist das?“. „Ich... weiß es nicht...“, stöhnte Pari, dann ging sie zu Boden. „Mein... Körper... er...“, mehr brachte Kanni nicht mehr hervor, bevor auch sie in Ohnmacht fiel. „Ich... ich muss mich widersetzen“, dachte Pyrodra, doch die Macht des schwarzen Nebels war zu stark. Und so fiel auch er in Ohnmacht, während Skullo alle drei in jeweils einen Käfig sperrte. „Hmm... die finstere Energie aus ihren geheimsten Ängsten ist genau das, was der Meister sich wünscht“, murmelte Skullo, als er seinen Stab in den Boden steckte, der daraufhin blutrot zu glühen begann. Schwarze Energie kam aus den Körpern von Pari, Pyrodra und Kanni, wurde zu dem Stab gezogen und in ihm absorbiert. Skullo lachte finster. „Bald schon... bin ich mächtiger denn je...“, murmelte er, dann setzte er sich an seine Orgel und spielte eine finstere Melodie.
„Wo bin ich hier?“, fragte Pyrodra, als er sich umschaute. Um ihn herum war alles schwarz. Er konnte nichts und niemanden erkennen. Er war allein in einem großen schwarzen Nichts. „Hallo?“, fragte er in die völlige Dunkelheit hinein, „ist da jemand?“. Plötzlich blitzte alles um ihn herum rot auf und er hörte eine bekannte Stimme verzweifelt schreien. „Pari!“, rief Pyrodra geschockt und sah Pari, die gerade von Wuyruu, dem Kaiser von Terranos, angegriffen wurde. „Pyrodra, hilf mir!“, schrie sie verzweifelt. „Pari!“, rief Pyrodra ihr zu und er griff Wuryuu an, doch er wurde abgewehrt. „Du kannst sie nicht retten“, sagte der Kaiser kaltblütig, „deine Prinzessin findet hier und heute ihr Ende... genau wie Tarona... und alle Hoffnungen auf Frieden ebenfalls!“. Mit diesen Worten erhob sich der schwarze Schlangendrache in die Lüfte. „Hilf mir, Pyrodra!“, schrie Paris verzweifelte Stimme. Pyrodra wollte sich aufraffen, wollte seine Flügel spreizen und fliegen, doch es gelang ihm nicht. „Pari!“, schrie er immer und immer wieder, als er in einer klebrigen, schwarzen Flüssigkeit versank, „Pari!!!“.
„Du kannst sie niemals beschützen“, hörte er Skullos Stimme sagen, „und weißt du auch warum? Weil du, Pyrodra, viel zu schwach bist. Dir fehlt die nötige Stärke. Du wirst weder Pari noch Balanzia... nein, du wirst noch nicht einmal Tarona beschützen können! Deine Stärke... sie reicht nicht aus. Deine Schwäche überrumpelt dich und eines Tages... wird sie dich auffressen. Wenn du Pari vor deinen Augen sterben siehst... wirst du verstehen, dass alles umsonst war. Alles, was du gleich sehen wirst ist das, was in der Zukunft geschehen wird“.
Vor Pyrodra tauchte ein schattenhaftes Bild auf, auf dem Pari von einem größeren Animastium brutal ermordert wurde. „NEIN!!!“, brüllte der rote Drache. Tränen rannen seine Wangen herunter, „NEIN! Das kann nicht... das wird niemals passieren!“. „Oh doch... das wird passieren...“, sagte Skullos Stimme, „du willst es nur noch nicht wahrhaben. Paris Tod... er wird deine Schuld sein...“. „Nein...“, Pyrodra schüttelte den Kopf. Wieder und wieder tauchte vor seinem Auge das Bild von Paris blutüberströmter Leiche auf. „Nein“, brüllte der rote Drache, „PARI!!!“. Pyrodra fiel in ein tiefes, schwarzes Loch hinein. Im Fall verschwand alles Licht um ihn herum. Alles was blieb, war eine große Finsternis. „Pari... es tut mir Leid...“, schluchzte der rote Drache, „ich... ich bin einfach zu schwach... ich kann dich nicht beschützen...“. „Endlich hast du ein Einsehen“, Skullo lachte, „all’ deine Bemühungen... waren vollkommen umsonst. Von Anfang an schon... hattest du keine Chance“.
„Pari...“, Tränen rannen Pyrodras Wangen herunter, als der Schlauch aus dunkler Energie, der aus seinem Körper kam, noch größer wurde.
„Was ist das hier?“, fragte Pari, als sie sich in einem vollständig schwarzen Raum wiederfand, „was soll das alles? Wo bin ich?“. Ein greller Blitz erhellte plötzlich die Umgebung und Pari schloss die Augen, um nicht geblendet zu werden. Als sie ihre Augen wieder aufmachte, erstarrte sie vor Schreck. Weiße Steinwände mit Porträtgemälden und Fackeln umgaben sie, ein roter Teppich lag im Raum und schuf eine Passage, die an beiden Seiten von weißen, verzierten Säulen flankiert wurden. Weiter vorne konnte sie eine leichte Erhöhung feststellen, wo drei Throne nebeneinander aufgestellt waren. Dahinter war eine weitere Wand mit dem stilisierten Bildnis eines gewaltigen Dinosauriers. „Das... ist der Thronsaal im Schloss von Tarona...“, dachte Pari, nachdem sie sich umgesehen hatte, „aber... was um alles in der Welt tue ich hier?“. „Pari, meine Tochter“, sprach eine Stimme, die Paris Herz für einen Moment aussetzen ließ. „Papa...“, hauchte sie und drehte sich um. Sie schaute in das wohlwollende Gesicht ihres Vaters, Dragoking, der sich zu ihr hinunter gebückt hatte. Tränen formten sich in ihren Augen. „Papa...“, schluchzte sie, „ich... ich...“. „Meine kleine...“, begann Dragoking und streichelte sanft die Wange seiner Tochter, „eines Tages wird dies alles dir gehören. Verstehst du das?“. „Ja, Papa“, antwortete Pari weinend, „aber... aber ich möchte...“. „Eine Königin zu sein bedeutet große Verantwortung“, unterbrach der große grüne Drache sie und erhob sich, „bist du bereit, diese Verantwortung auf dich zu nehmen?“. „Papa...“, da realisierte Pari etwas, das sie noch trauriger stimmte. „Ich wusste doch, auf dich kann ich zählen“, sagte Dragoking lächelnd, „seit deine Mutter von uns gegangen ist... bist du das einzige, was in meinem Leben verblieben ist. Ich hoffe, du weißt das“. „Das ist nicht real...“, dachte Pari, „das ist nicht die Realität. Es ist nur... eine Erinnerung... nichts weiter...“. Die Szene um sie herum begann langsam zu verblassen und wieder war sie in einem vollkommen schwarzen Raum. „Mein Vater lebt nicht mehr...“, dachte Pari und weinte, „er ist... von Terranos getötet worden“. „Das ist der Lauf der Dinge, Pari“, sagte eine andere Stimme. „Pyrodra?“, fragte Pari und sah den roten Drachen neben sich sitzen. „Jeder von uns wird einmal...“, er wandte den Blick nach oben, „... nicht mehr hier sein. Du... ich... Luke... Inu... Serigala... keines unserer Leben ist für ewig“. Pyrodra verschwand plötzlich und Pari war von einem Flammenmeer umgeben. „Was?“, fragte sie erschrocken, „was ist denn jetzt...?“. Inmitten der Flammen sah sie, wie sich einige Animastia schmerzvoll die Seele ausschrien, andere waren bereits tot. Die Schreie wurden lauter und lauter und mit der Zeit immer quälender und verzweifelter. Ein brennendes Animastium, das sich im Gehen vor Schmerzen krümmte, kam auf sie zugewankt. „Bleib weg!“, schrie Pari panisch, „komm nicht näher!“. „Wie kannst du...?“, hauchte die brennende Gestalt, „wie kannst du mich von dir stoßen?“. „Was?!?“, Pari drehte sich zu der Gestalt um und sah Pyrodra vor sich stehen, der lichterloh in Flammen stand. Sein Körper war bereits beinahe bis zur Unkenntlichkeit entstellt. „Pa... ri...“, hauchte er und stürzte dann vor Paris Füßen zu Boden, bevor die Flammen ihn gänzlich verschlangen. „NEIN!!!“, schrie Pari, hielt sich die Hände an den Kopf und fiel auf die Knie, „hör auf... hör auf!!!“. Ein finsteres, geisterhaftes Lachen ertönte. „Prinzessin von Tarona...“, sagte Skullos Stimme, „Euer Herz scheint von Ängsten und Sorgen zerfressen zu sein. Und nicht nur das... auch Euer Unterbewusstsein ist von grässlichen Bildern und Eindrücken vollgestopft... lasst mich sie Euch vorführen“. Pari hatte nun einen Blick auf alle schrecklichen, blutigen oder sonst wie emotional derangierenden Bilder aus ihrem Unterbewusstsein. Entweder waren es ihre Ängste für die Zukunft oder Vorstellungen von der Vergangenheit. „Scheint, als hätte es dieser Hellknight nicht geschafft, die Gesamtheit Eurer inneren Finsternis zu begreifen“, sagte Skullo finster, „da muss man ihn schon fast bemitleiden...“. Er lachte böse. „Wie fühlt sich das an, plötzlich mit allem gleichzeitig konfrontiert zu sein?“, fragte er höhnend, „tut weh, nicht wahr? Eure negativen Emotionen werden Euch eines Tages auffressen... Euch zu ihrer Sklavin machen. Und wenn Ihr dann von Hass besessen seid... werdet Ihr es sein, die das herbeiführt, was Ihr soeben in Euren Träumen sehen konntet“. „Ich... ich will das nicht...“, schluchzte Pari.
„Hmm... ihre Geister sind bereits gebrochen“, Skullo lachte höhnisch, „das war einfacher, als erwartet. Bald wird meine Macht noch sehr viel größer sein“. Skullo drehte sich wieder um und spielte ominöse Melodien auf seiner großen Orgel.
Unterdessen lag Serigala nach wie vor versteckt zwischen den Büschen. Sie konnte Lukes und Inus Kampfschreie hören, die langsam so klangen, als hätten die beiden keine Energie mehr zum Weiterkämpfen. Zusätzlich vernahmen ihre Ohren das wilde Fauchen der Raubkatzen, gegen die sie kämpften. Die weiße Wölfin legte den Kopf auf ihre Pfoten. Immer noch war sie sehr erschöpft, doch das Nichtstun machte sie langsam nervös. „Der Commander braucht aber lang“, dachte sie, „ob ihm wohl etwas passiert ist?“. Sie sprang auf die Pfoten, doch dann fiel ihr wieder ein, was Pyrodra ihr an den Kopf geworfen hatte.
Zum letzten Mal! Du bleibst da, wo du sicher vor gegnerischen Angriffen bist! So geschwächt, wie du jetzt bist, bist du ohnehin keine Hilfe! Du stündest Inu und Luke nur im Weg!
„Ich stünde vielleicht Luke und Inu im Weg“, dachte sie bei sich, „aber...“. Die weiße Wölfin atmete einmal tief durch. „Auch, wenn ich dadurch meine Befehle missachte...“, dachte sie.
„Das war knapp“, kommentierte Pyrodra erleichtert. „Wie... warum seid Ihr zurückgekehrt?“, fragte Serigala, „ich hatte Euch doch gebeten, Prinzessin Pari zum Drachentempel zu bringen und Serpentarius mir zu überlassen, oder nicht?“. „Luke und die anderen haben sich um die Prinzessin gekümmert“, erklärte Pyrodra, „ich war nicht bereit dazu, dich im Stich zu lassen“. „Commander...“, Serigala blickte den nun etwas größeren roten Drachen erstaunt an. „Ich bin niemand, der sinnlos Freunde opfert“, erklärte Pyrodra, „merk’ dir das“.
„Ich... bin niemand, der sinnlos Freunde opfert“, sagte Serigala sich selbst und sprang aus ihrem Versteck heraus. Ein Wolfsgeheul ertönte.
„Das dürfte fürs Erste reichen...“, meinte Skullo, erhob sich von seiner Orgel, ließ die drei Käfige um Pyrodra, Pari und Kanni entfernen und unterbrach den Strom finsterer Energie. Pyrodra und seine beiden Freunde fielen ohnmächtig zu Boden. „Hmm... das war dann doch etwas viel...“, Skullo lachte höhnisch, „nun gut...“. Er schnippte mit seinen Knochenfingern, woraufhin der rote Drache und die anderen beiden Animastia aufwachten. „Was... was ist hier...?“, fragte Pyrodra erschöpft und schaute sich um. „Skullo...?“, fragte Kanni und schaute den in eine schwarze Kutte gehüllten Zauberer an. „Ich kann... mich nicht bewegen...“, ächzte Pari. „Fürs Erste bin ich fertig mit euch...“, meinte Skullo, „ich hätte euch töten können, doch soll ich die Prinzessin von Tarona lebend liefern...“. „Du arbeitest also auch... für Terranos“, Pyrodra fletschte die Zähne. „So ist es...“, Skullo lachte finster, „der Kaiser versprach mir eine hohe Belohnung für den lebenden Körper der Prinzessin“. „Niemals werdet ihr Pari bekommen!“, rief Pyrodra und wollte aufstehen, doch er war zu schwach. „Ich schaffe es nicht“, dachte er frustriert, „Skullo hat... mir all meine Energie genommen...“. „Pyrodra... bitte...“, Pari schaute ihn flehend an, „überanstreng dich nicht, ja?“. „Ich werde dich um jeden Preis beschützen...“, ächzte der rote Drache, „auch, wenn es mein Leben kostet...“. „Nein, Pyrodra“, Pari weinte, „du darfst nicht sterben!“.
„Hmm... ich denke, es wird in Ordnung sein, wenn ich Pyrodra und Kanni erledige“, murmelte Skullo und hob seinen Stab hoch, der in einem unheimlichen schwarzen Licht leuchtete. Pari dachte an den Traum, den Skullo ihr gezeigt hatte. „Skullo, hör auf!“, schrie sie verzweifelt. „Sterbt!“, rief der finstere Zauberer, als sich ein Stoß finsterer Energie aus dem Stab entlud und direkt auf Pyrodra, Pari und Kanni zuhielt. „Wir... können das nicht überleben...“, sagte Kanni weinend, „es tut mir so leid... dass ich euch zwei da mit hineingezogen habe...“. „Mir tut es leid... dass ich nichts für dich tun konnte...“, meinte Pyrodra traurig, „dich trifft keine Schuld, Kanni... ich... ich war einfach zu schwach...“. Plötzlich wurde der schwarze Strahl von einem plötzlichen Lichtblitz durchtrennt. „Was?!?“, fragte Skullo schockiert, als plötzlich Serigala umgeben von einer weißen Aura aus Licht vor ihm stand. „Serigala?“, fragte Pyrodra erstaunt, „was tust du hier?“. „Es tut mir leid, Commander“, sagte die weiße Wölfin, „ich habe Eure Befehle missachtet, um Euch, der Prinzessin und Kanni zur Hilfe zu eilen. Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Taten“. „Du...“, der rote Drache war sprachlos. „Noch etwas“, fuhr die weiße Wölfin fort, „Commander... Ihr seid nicht schwach. Und Prinzessin Pari... Eure Zukunft ist nicht die, die Euch dieser Scharlatan gezeigt hat. In Eurem tiefsten Inneren wisst Ihr das auch... sucht nach dem Licht in Euch, nicht nach der Finsternis“. Sie wandte sich Skullo zu. „Skullo“, sagte sie drohend, „Eure Schandtaten werden nicht ungesühnt bleiben. Ihr habt dem Clan der Hasen dieses Waldes großes Leid zugefügt und darüber hinaus mit den Empfindungen des Commanders und der Prinzessin von Tarona gespielt. Lasst Euch sagen, dass mich das... sehr wütend macht“. „Oh, dich macht das also wütend, ja?“, Skullo heuchelte teilnahme, „na dann wollen wir doch mal sehen, wie diese Wut aussieht!“. Er entfesselte einen weiteren schwarzen Nebel aus seinem Stab, der auf Serigala zu kam. „Vorsicht, Serigala!“, rief Pari ihr zu, „das ist seine Spezialtechnik! Wenn Ihr davon getroffen werdet, fügt er Euch große psychische Schmerzen zu“. „Ich verstehe“, sagte die weiße Wölfin und ließ das Licht um sich herum heller strahlen. Ein langgezogenes Heulen kam aus ihrer Kehle und sie sprang in den schwarzen Nebel, der durch das Licht ins Nichts aufgelöst wurde. „Was?!?“, fragte Skullo geschockt, „wie... wie kannst du meine Spezialtechnik abwehren? Ganz unmöglich“. „Eure Techniken sind allesamt mit dem Element Finsternis verbunden“, sagte Serigala ruhig, „und das Element, das die Finsternis besiegen kann... ist das Licht“. Die Aura um Serigala herum stieg nun nach oben auf und formte einen gewaltigen weißen Wolf mit strahlend blauen Augen über ihr. Ein hellblaues Zeichen leuchtete auf ihrer Stirn auf, als sie die Augen schloss. „Das ist die... Rune des Lichtes“, staunte Pari, „eines von zehn legendären Elementsymbolen, die nur wenige Animastia besitzen... aber wie...?“. „Ist doch egal wie“, sagte Pyrodra lächelnd, als er aufstand, „dass sie sie überhaupt benutzen kann ist doch schon gut. Komm hoch“. Er reichte Pari die Hand und half ihr auf. Zu ihrer eigenen Überraschung fiel ihr das Aufstehen nicht schwer. „Serigalas Lichtwolf füllt unsere Energiereserven auf“, informierte Pyrodra sie, als er auch Kanni aufhalf, „los, Pari. Lass uns Serigala unterstützen“. Die Prinzessin nickte entschlossen und trat mit Pyrodra zusammen an Serigalas Seite. „Danke für die aufmunternden Worte, Serigala“, sagte Pyrodra lächelnd. „Gern geschehen, Commander“, sagte die weiße Wölfin und öffnete die Augen wieder. Dann hob sie den Kopf, als sich der riesige Lichtwolf kurz vor ihrem Maul in eine riesige Sphäre aus Lichtenergie verwandelte. „Was soll das?!?“, fragte Skullo, dem das Licht viel zu hell war. Er ging vor Schmerz gepeinigt in die Knie, während Pyrodra und Pari ihre eigene Energie in Serigalas Lichtsphäre gaben. Eine gewaltige Kugel aus Flammen, Licht und den Kräften der Natur entstand. Sie glühte rot, weiß und hellgrün. „Das ist unsere... heilige Elementartriade!“, riefen die drei gleichzeitig und warfen die riesige Energiekugel auf Skullo, der von der gewaltigen Kraft eingehüllt und in Staub verwandelt wurde.
„Wir... haben es geschafft“, sagte Pari erschöpft. „Skullo wurde tatsächlich besiegt...“, sagte Kanni ungläubig, „Pyrodra, Pari, Serigala... ich danke euch so sehr!“. „Nichts zu danken, kleines“, sagte Pyrodra lächelnd, „Serigala verdient den meisten Dank“. „Im Gegenteil, Commander“, wehrte die weiße Wölfin ab, „ich missachtete Euren direkten Befehl. Die einzige Folge daraus ist Strafe... kein Dank“. „Hättest du meinen Befehl nicht missachtet... wären Pari, Kanni und ich gestorben“, sagte Pyrodra, „es tut mir Leid, wenn... wenn ich zu schroff zu dir war“. Serigala schüttelte den Kopf. „Es ist in Ordnung, Commander“, sagte sie, „ich danke Euch“. „Nichts zu danken“, sagte Pyrodra, „gehen wir jetzt erst einmal die Freunde von Kanni suchen“. „Das wird nicht nötig sein“, sagte Kanni plötzlich traurig. „Hm? Warum nicht?“, fragte Pyrodra verwundert und drehte sich zu dem kleinen Hasenmädchen um. Er erschrak, als er sah, dass sie verblasste. „Kanni?!?“, fragte er schockiert. Auch Pari und Serigala wirkten erstaunt. Kanni lächelte die drei an. „Ich... danke euch so sehr...“, sagte sie, „ihr habt meinen Stamm endlich von diesem Fluch befreit... nun können wir endlich... in Frieden ruhen... danke... von ganzem Herzen danke ich euch...“. Kanni verschwand und mit ihr das Schloss sowie der gesamte Wald. Die Freunde fanden sich bald auf einer großen Wiese wieder. Alle schauten sich verblüfft und verwirrt um. „Was... was ist passiert?“, fragte Inu verwundert, „vor zwei Minuten habe ich doch noch so einer blöden Raubkatze in den Schweif gebissen...“. „War das etwa alles... eine Illusion?“, fragte Pari mehr sich selbst als die anderen. „Nein...“, widersprach Serigala, „offenbar waren es die Erinnerungen des Stammes der Hasen, die dieses Bild erschaffen hatten...“. „Das heißt... nur Skullo war tatsächlich hier...“, schloss Pyrodra daraus, „und Kanni und ihr Stamm... waren wegen ihm an unsere irdische Welt gefesselt... selbst nach ihrem qualvollen Ende“. „So traurig...“, Pari weinte eine Träne, „ich bin so froh, dass wir ihnen helfen konnten...“. „Das bin ich auch“, sagte Luke, „der Kampf gegen diese Katzen war gutes Training!“. „Lasst uns weitergehen...“, schlug Pyrodra vor, „bis zum Drachentempel ist es noch ein langer Weg“. „Ja“, sagten die anderen und folgten Pyrodra nach Norden auf das Waldgebiet zu. Pari drehte sich noch einmal um. „Auf wiedersehen... Kanni...“, murmelte sie und lächelte dann.
„Lauft!“, schrie die panische Stimme eines hasenartigen Animastiums, als es und seine Artgenossen durch das Unterholz rannten, auf der Flucht vor einem Raubkatzenrudel. Die gelben, schwargefleckten Raubtiere kannten keine Gnade bei der Verfolgung der kleinen Nager. Wenn jemand zu langsam war, endete er in den Klauen einer der großen Raubkatzen. „Lasst keinen einzigen entkommen!“, rief die größte Raubkatze, anscheinend der Anführer der Gruppe. Ein kleines Hasenmädchen hatte große Probleme, der gewaltigen Raubkatze zu entkommen. Sie rannte, so schnell sie konnte, doch es half nichts. Näher und näher kam ihr das große Raubtier, sie konnte bereits seinen Atem in ihrem Nacken fühlen. „Kanni“, riefen ihre Artgenossen, die in Angst und Schrecken versetzt waren, „du musst schneller laufen!“. „Ich kann nicht mehr!“, rief das kleine Hasenmädchen erschöpft. Gerade setzte die große Raubkatze zum Sprung an, da traf sie von oben eine flammende Faust mitten ins Genick, welches daraufhin brach. Auf dem Körper des Animastiums landete Pyrodra. „Alles in Ordnung, Kleines?“, fragte der rote Drache. Wie gebannt schaute Kanni ihn an, dann nickte sie. Die anderen Raubkatzen kamen zum Stehen und versammelten sich kampfbereit um ihren gefallenen Kameraden. „Das würde ich mir an eurer Stelle noch einmal gründlich überlegen“, sagte Pyrodra hämisch grinsend, dann beschwörte er einige Feuersäulen herauf, die einige der Feinde erfassten und verbrannten. Wie aus dem Nichts tauchten Pari, Luke, Inu und Serigala an Pyrodras Seite auf. Pari machte sich sogleich daran, den Verletzten zu helfen, während die anderen vier die Feinde in Schach hielten. Trotz der deutlichen Überzahl waren die Raubkatzen Pyrodra und seinen Freunden nicht gewachsen und so ordnete deren Anführer bald den Rückzug an. Als sich die Feinde entfernten, kamen die überlebenden Hasen aus ihren Verstecken gekrochen. „Da-danke für eure Hilfe“, sagte das kleine Hasenmädchen mit strahlenden Augen. „Gern geschehen“, sagte Pyrodra lächelnd. „Wir helfen doch gerne“, sagte Pari freundlich. „Wer seid ihr denn?“, fragte ein anderer Hase, der ein wenig größer war. „Ich bin Pyrodra“, stellte sich der rote Drache vor, dann deutete er auf seine Freunde, „und das sind Luke, Inu, Serigala und die Prinzessin von Tarona, Pari“. „Prinzessin?“, der Hase machte große Augen und schaute Pari an, „seid Ihr das wirklich?“. „Ja, das stimmt so“, sagte Pari lächelnd. Die Hasen warfen sich untereinander Blicke zu dann sprach der größte von ihnen. „In diesem Fall würden wir euch gern in unser Zuhause einladen“, sagte er, offenbar der Stammesführer, „Kanni, bitte führ sie herum“. „Jawohl“, sagte das kleine Hasenmädchen. Die Nagetiere verschwanden alsdann in den Büschen und Pyrodra und seine Freunde blieben allein mit Kanni, die sich ihnen zuwandte. „Serigala, warum schwitzt du so stark?“, fragte Inu die Wölfin neben sich. „Kein besonderer Grund...“, keuchte sie mit heraushängender Zunge. Speichel tropfte aus ihrem Mund hervor. „Du siehst irgendwie hungrig aus...“, meinte Luke, „sag’ bloß, du willst die Hasen hier essen?“. „N-nein will ich nicht“, beeilte sich die weiße Wölfin zu sagen. „Ich habe mal gehört, dass Hasenfleisch unglaublich zart sein soll“, sagte Luke, ohne zu verstehen, dass er die Situation für Serigala nur schlimmer machte, „das zergeht förmlich auf der Zunge“. „Halt die Klappe, Luke!“, riefen Pyrodra, Pari und Inu im Chor. „Sorry...“, das Känguru schmollte. „Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?“, fragte Kanni, „ich würde euch gern zu meinen Dorf bringen. Kommt mit“. Und sie hoppelte voraus, die anderen folgten ihr.
Es dauerte nicht lange, da kamen die Freunde auf einer von großen Baumriesen geflankten Lichtung an. Die Bauten der Hasenanimastia waren gekennzeichnet durch ausgehölte Baumstümpfe mit Türen und Fenstern darin. Es wirkte, wie ein kleines, malerisches Dorf. Viele Hasenanimastia liefen herum, ein paar lagen im Gras und mümmelten an Karroten herum, andere lagen faul in der Sonne und schliefen. „Hier ist das Heim der Hasen dieses Waldes“, erklärte Kanni. „Sieht ja nett aus“, kommentierte der rote Drache, „so friedlich“. „Ja...“, das kleine Hasenmädchen senkte den Blick, „das Problem ist nur... dass wir nicht mehr in Frieden leben können“. „Wegen diesen elenden Raubkatzen?“, fragte Inu. „Nicht nur“, Kanni schüttelte den Kopf, „die sind praktisch nur eine Begleiterscheinung. Der wahre Horror geht von diesem dunklen Zauberer aus, der sich im Wald eigenistet hat“. „Ein Zauberer?“, fragte Pari erstaunt, „wer ist das?“. „Keiner hat ihn bis jetzt gesehen, aber es wird gemunkelt, dass er Skullo heißt“, erklärte Kanni traurig, „vor einigen Jahren hat er sich hier bei uns im Wald ein Schloss eingerichtet. Gleichzeitig tauchten auch diese Raubkatzen hier auf“. „Verdächtig“, murmelte Pyrodra, „sehr verdächtig“. „Finde ich auch“, stimmte Pari zu. „Eines Tages kam Skullo persönlich zu uns“, fuhr Kanni fort, „und er gab uns sein Wort, uns vor den Angriffen der Katzen zu schützen... wenn wir ihm dafür dienen und... und jede Woche nimmt er einen von uns zu sich... den wir dann nie mehr wiedersehen“. „Soll das bedeuten, ihr sollt ihm ein Opfer bringen, damit er eure Sicherheit gewährleistet?“, rief Pyrodra zornig, „was bildet sich dieser Skullo eigentlich ein?“. „Und ihr wollt das einfach so akzeptieren?“, fragte Pari erschrocken. „Wir müssen“, sagte Kanni traurig, „uns bleibt leider keine andere Wahl. Sonst wird Skullo... uns alle töten“. „Mistkerl“, fluchte Pyrodra, „da kann ich nicht daneben stehen und zusehen! Freunde, wir müssen etwas tun, um diesen armen Wesen zu helfen!“. „Ich bin dafür“, rief Pari. „Ich bin auch dabei“, sagte Luke. „Ich ebenso“, stimmte Serigala mit ein in der leisen Hoffnung, sich von ihrem heißen Verlangen, die Hasenanimastia zu jagen und zu essen abzulenken. Auch Inu stimmte zu und schaute Serigala an, der die Verzweiflung anzusehen war. „Ihr wollt... uns wirklich helfen?“, Kanni schaute Pyrodra und seine Freunde bewundernd an. „Klar wollen wir“, Pyrodra lächelte, „du wirst sehen, wir haben euch in null komma nichts befreit. Wo hält sich dieser Skullo eigentlich auf?“. „Er befindet sich in den Tiefen des Waldes“, sagte Kanni. Offenbar machte ihr schon das bloße Erwähnen des Standortes von Skullos Schloss Angst. „Da hat er sein finsteres Schloss... und... wartet auf Opfer“. „Dir scheint irgendetwas schlimmes passiert zu sein“, stellte Pari besorgt fest, „möchtest du darüber sprechen?“. „Ja...“, Kanni schluckte, „aber nur Euch, Prinzessin“. „Okay... Pyrodra, ich bin gleich wieder da“, sagte Pari zu dem roten Drachen. „Gut, dann gehe ich mit den anderen erst einmal den Dorfältesten aufsuchen“, sagte dieser, „wir treffen uns dann später“. Und er ging mit Luke, Inu und Serigala weiter auf die Lichtung und suchte nach einem besonders alten und weise wirkenden Hasen. Doch er musste bald feststellen, dass ein Großteil der im Dorf befindlichen Hasen alt war. Viele hatten graues Fell oder sichtbare Falten im Fell. „Scheint, als würde Skullo nur die jungen Hasen entführen“, stellte Serigala fest, „aber warum tut er das?“. „Um das zu erfahren will ich den Dorfältesten sprechen“, meinte Pyrodra zur Antwort, „er kann uns bestimmt sagen, was genau Skullo mit Kannis Artgenossen vorhat. Und dann müssen wir diesem Skullo das Handwerk legen“. „Pyrodra, mal eine Frage“, begann Luke. „Hm? Worum geht’s?“, fragte der rote Drache. „Warum willst du eigentlich den Hasen helfen?“, fragte das Känguru. „Luke, du solltest mich eigentlich gut genug kennen, um dir diese Frage selbst zu beantworten“, sagte Pyrodra höflich, „aber wenn du es so unbedingt wissen willst... ich kann niemanden ignorieren, der in Not ist. Die Art, wie Kanni mich angesehen hat... ihre Augen flehten um Hilfe. Ebenso wie Paris Augen, als ich sie damals vor diesem Skelettgeist beschützt habe...“. „Kanni erinnert dich an Pari?“, fragte Inu leicht erschrocken, „mich überhaupt nicht“. „Ich kann es mir ja selbst nicht erklären“, sagte Pyrodra, „aber ihr muss etwas ganz ähnliches widerfahren sein. Ich konnte es in ihren Augen sehen“.
„Warum wolltest du Pyrodra und die anderen nicht dabei haben?“, fragte Pari. „Ihr müsst etwas über mich wissen, Euer Majestät“, begann Kanni, „ich bin mit speziellen Fähigkeiten zur Welt gekommen. Ich habe die Kraft, Gefühle und Schwingungen um mich herum zu sehen und vertraue daher solchen Animastia, deren Gedanken und Gefühle den meinen ähnlich sind“. „Und meine sind deinen ähnlich?“, fragte Pari. Kanni nickte. „Das sind sie“, sagte sie, „entschuldigt, wenn ich Euch damit beleidige...“. „Das ist nicht schlimm, Kanni“, Pari lächelte, „und bitte, nenn mich doch ruhig Pari. Ich bin inzwischen so eng mit meinen Freunden, dass ich nun wirklich nicht mehr als Prinzessin bezeichnet werden möchte“. „Das heißt, Ihr... ähm... du möchtest keine Königin werden?“, fragte Kanni erstaunt. „So ist es dann auch wieder nicht...“, sagte Pari, „ich möchte schon eines Tages Königin von Tarona sein, aber... ich möchte nicht als Regentin gesehen werden, sondern als Freundin meines Volkes. Ich liebe Tarona und die Bevölkerung. Pyrodra hat mir das beigebracht“. „Pyrodra?“, fragte Kanni. „Ja... der Drache, der dir dein Leben gerettet hat“, Paris Wangen hatten einen Stich ins Rote, „ich bewundere ihn, weißt du? Er gibt nie auf, egal wie schwer die Lage auch sein mag. Und er gibt immer sein bestes für seine Freunde“. „Ist er wirklich... so besonders?“, fragte Kanni. Pari nickte. „Das ist er“, bestätigte sie, „er hat gesagt, dass ich zu seiner Familie gehöre... und das hat mich damals so glücklich gemacht. Dass er jemanden wie mich als seine Familie bezeichnet ist für mich etwas besonderes, verstehst du?“. „Du empfindest offenbar viel für ihn“, Kanni lächelte. „Was?“, Pari lief rot an, „äh... nein... ich...“. „Hihi, du wirst ja ganz rot“, Kanni kicherte albern. „Aber eine Sache verstehe ich noch nicht ganz“, meinte Pari. „Was denn?“, fragte das kleine Hasenmädchen. „Inwiefern ähneln wir uns?“, fuhr die Prinzessin von Tarona fort. „Wir beide haben schon Bekanntschaft mit der Erfahrung gemacht, eine geliebte Person zu verlieren“, antwortete Kanni, „ich konnte das auch in dir spüren, Pari“. „Du hast Recht“, bestätigte Pari, „ich habe wirklich jemanden verloren, der mir sehr wichtig war. Meine Eltern...“. „Das tut mir Leid“, sagte Kanni, „und ich habe meine erste Liebe verloren“. „Wie ist das passiert?“, fragte Pari. „Er... wurde zu Skullo geschickt“, antwortete Kanni, „und ist seitdem nicht zurückgekommen“. Eine Träne rann über die Wange des Hasenmädchens. Tröstend legte Pari einen Arm um ihre Schulter. „Pyrodra und ich werden dir helfen“, versicherte sie, „ich verspreche, dass wir Skullo besiegen werden“. „Ich danke euch...“, sagte Kanni mit Freudentränen in den Augen. „Du kannst uns doch begleiten“, schlug Pari vor, „wir brauchen dich, damit du uns zeigen kannst, wo Skullo lebt. Und... ich biete dir an, danach mit uns zu kommen“. „Wirklich?“, Kanni strahlte, „ich wollte schon immer auf Reisen gehen!“. „Ich spreche mit Pyrodra darüber“, Pari lächelte. „Danke!“, rief Kanni überglücklich. „Aber zuallererst müssen wir deine Freunde retten“, sagte die Prinzessin von Tarona, „hilfst du uns?“. Kanni nickte eifrig.
„So ist das also?“, fragte Pyrodra und knirschte voller Zorn die Zähne. Der alte Hase, dem er gegenüberstand, nickte traurig und fuhr sich durch das graue Fell in seinem Gesicht. „Leider waren wir bis jetzt nicht in der Lage, ihnen zu helfen“, erklärte er. „Dreckskerl“, knurrte der rote Drache zornig. „Wir müssen die armen Hasen befreien“, sagte Luke. Inu nickte eifrig. „Ich bin ebenfalls dafür, eine Rettungsaktion zu starten, Commander“, sprach Serigala. Pyrodra nickte entschlossen. „Das werden wir auch tun“, sagte er, „danke, Dorfältester. Deine Erklärungen haben wirklich geholfen“. „Ich bin froh, dass ich euch von Hilfe sein konnte“, ein Lächeln machte sich im faltigen Gesicht des alten Hasens bemerkbar, „ihr seid unsere letzte Hoffnung, Master Pyrodra und Freunde“. „Die Untergebenen Skullos könnten aber zu einem Problem auswachsen“, warf da Inu ein, „was machen wir gegen die?“. „Wir besiegen sie, wie vorher auch“, antwortete Pyrodra, „wir müssen Kannis Stamm unbedingt helfen“. Die anderen drei nickten. „Apropos“, rief da plötzlich Luke, „habt ihr Pari und Kanni gesehen?“. „Da kommen sie gerade“, antwortete Serigala und deutete auf das Dinosauriermädchen und die kleine Häsin, die auf die Gruppe zukamen. „Da seid ihr ja endlich“, Pyrodra verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust, „wo wart ihr so lange?“. „Kanni hat eine Bitte, Pyrodra“, erklärte Pari und gebot dem kleinen Hasen, zu sprechen. „Ähm... ich würde euch gern begleiten“, sagte Kanni leise, „wenn das möglich ist, versteht sich“. „Von mir aus gerne“, sagte Pyrodra, „was sagt ihr, Freunde?“. „Kein Problem“, kam die simultane Antwort. „Kleine Kanni!“, rief da der Dorfälteste schockiert, „bist du dir bewusst, was du da tust?“. „Bin ich“, Kanni nickte entschlossen, „bitte, Dorfältester. Bitte lasst mich gehen. Ich möchte meinen Freunden helfen!“. „Ah, dir geht es um Leporo, habe ich Recht?“, Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn des ergrauten Hasens. Kanni nickte langsam. „Er ist schon vor Monaten zu Skullo geschickt worden“, sagte der Alte, „dass er jetzt noch am Leben ist... ist unmöglich. Es tut mir ja Leid für dich, aber du wirst nichts mehr für ihn tun können“. „Nein, das glaube ich nicht!“, widersprach Kanni, „ich glaube daran, dass er immer noch lebt... ich will ihn retten... und alle anderen auch“. „Wir sind bei ihr, Dorfältester“, mischte sich Pari ein, „Ihr müsst Euch keine Sorgen um sie machen. Solange sie bei uns ist, ist sie in Sicherheit“. Sie legte Kanni aufmunternd die Hände auf die Schultern. Erstaunt schaute das kleine Hasenmädchen Pari an. „Yeah, wenn ihr was passiert, könnt ihr uns ruhig braten und essen!“, rief Luke stolz. „Du weißt schon, dass sich Hasen nicht von Fleisch ernähren, oder?“, Pyrodra fasste sich an die Stirn. „Luke, du bist manchmal echt dümmer als ein Stück Brot“, Inu schüttelte den Kopf. Das Känguru schmollte. „Nun gut“, sagte der Dorfälteste schließlich, „du darfst sie begleiten Kanni. Bitte komm sicher zu uns zurück, ja?“. „Das werde ich“, versprach das kleine Hasenmädchen glücklich lächelnd.
Wie abgemacht machte sich die kleine Gruppe alsdann auf den Weg zu dem vom Stamm der Hasen beschriebenen Schloss, in dem Skullo angeblich hauste. Der Wald wurde immer dichter und dunkler, je weiter sie kamen. Kanni hatte erklärt, dass es sich aus ihrem Stamm niemand wagen würde, jemals diese Tiefen des Waldes zu betreten, da sie komplett und ohne Ausnahme von Skullos zahlreichen Raubkatzen patroulliert wurden. Hier ohne einen Kampf durchzukommen, so Kanni, war so gut wie unmöglich. Pyrodra erörterte mit Serigala, was im Falle eines Angriffs zu tun war. „Wenn wir in diesem Unterholz in einen Hinterhalt geraten, haben wir schlechte Karten“, sagte die weiße Wölfin, „denn Raubkatzen sind außerordentlich agil und für den Kampf in solcher Umgebung perfekt ausgerüstet. Ihr, Commander, würdet mit Euren Feuertechniken nur einen riesigen Waldbrand erzeugen. Luke und Inu können hier, ebenso wie ich, nicht besonders gut manövrieren. Die Prinzessin jedoch hat durch ihr Element einen unschlagbaren Vorteil“. „Sie ist ja auch stark, aber...“, dem roten Drachen kamen Zweifel, „sie hat bisher noch nicht sehr viele Techniken eingesetzt, von denen man ein Holzelement erwarten würde“. „Holzelement?“, fragte Pari, „ich... habe bis auf die Natursphäre noch keine einzige solche Technik kennengelernt. Ich... bin doch eher eine Heilerin als eine Kämpferin“. „Dann sind wir absolut im Nachteil“, Pyrodra sah nicht zufrieden aus, „dann müssen wir einfach so vorsichtig sein, wie wir können“. Serigala nickte. „Etwas anderes bleibt uns wohl kaum“, sagte sie. Und kaum war das letzte Wort gefallen, hörten die Freunde ein Fauchen. Sekundenbruchteile später waren sie umringt von insgesamt vierzig großen, schwarz-gelb gefleckten Raubkatzen. „Na klasse“, knurrte Pyrodra. Kanni zitterte vor Angst. „Überlass das ruhig uns, Kleine“, Luke grinste selbstgefällig, „wirst schon sehen, mit denen werden wir locker fertig“. „Sei dir da mal nicht zu sicher, Luke“, mahnte Pyrodra, „sie haben einen überwältigenden Vorteil in diesem Gebiet“. „Pyrodra hat Recht“, stimmte Pari zu, „wenn er seine Feuertechniken hier einsetzt, brennt der ganze Wald nieder“. „Dann haben diese Biester uns also in eine Falle gelockt“, schloss Serigala. „Wie meinst du das?“, fragte Inu. „Ganz einfach“, antwortete die weiße Wölfin, „sie haben uns bis jetzt nicht angegriffen, weil sie warten wollten, bis wir in den so ziemlich tiefsten Teil des Waldes kommen, in dem unsere Kampffähigkeiten stark eingeschränkt sind. Und sieh dich um. Hier sind überall Wurzeln, Gräser und umgefallene Bäume, in denen man sich verharken kann“. „Und das passiert den Raubkatzen nicht, weil sie viel zu flexible Körper haben“, stellte der kleine Hund mit Schrecken fest, „oh nein...“ „Fliegen kann ich hier auch nicht“, knurrte Pyrodra, „der Wald ist hier einfach zu dicht“. „Und was tun wir jetzt?“, fragte Pari ängstlich. „Es sind zu viele und wir sind zu stark im Nachteil“, erklärte Pyrodra, „allerdings ist aufgrund dessen auch eine Flucht vollends ausgeschlossen. Wir stecken ziemlich tief im Schlamassel“. „Nicht aufgeben, Commander“, sagte Serigala plötzlich, „ich habe eine Idee, wie wir hier herauskommen... aber ich brauche etwas Zeit“. „Was hast du vor?“, fragte Pari. „Ich plane, meine ultimative Technik zu benutzen“, antwortete die weiße Wölfin. „Deine ultimative Technik?“, fragte Pyrodra staunend. „Ja...“, die weiße Wölfin schloss die Augen und konzentrierte sich, „Serigala cahaya... eine Kraft, die in meinem Stamm schon seit Urzeiten weitergegeben wird“. Eine weißleuchtende Aura umgab sie. Urplötzlich begann die Erde zu beben. „Wow, was ist denn nun los?“, fragte Inu, als das Unterholz um sie herum zu Kleinholz verarbeitet wurde. „Lauft, meine Freunde“, sagte Serigala, „ich werde mich um sie kümmern“. Zögernd nickte Pyrodra und lief, so lange die Feinde abgelenkt waren, mit Inu, Pari, Luke und Kanni tiefer in den Wald hinein. Pyrodra schaute nach hinten und konnte über den Baumwipfeln die Gestalt eines riesigen, gänzlich aus blassblauem, fast weißem Licht bestehenden Wolf, der zu einem schaurigen Heulen ansetzte. Nur wenige Momente später war der Lichtwolf verschwunden und es wurde still. „Hat Serigala es geschafft?“, fragte Pari leicht besorgt. „Habe ich“, bejahte zur Beruhigung aller Anwesenden Serigala, die sich durchs Unterholz kämpfte. Sie hechelte erschöpft. „Du hast sie besiegt?“, Pyrodra kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Serigala nickte. „Aber es hat mich einiges an Kraft gekostet“, sagte sie, „ich fürchte, ich kann Euch im Kampf gegen Skullo keine große Hilfe sein, Commander“. „Ist nicht schlimm, Serigala“, Pyrodra lächelte die weiße Wölfin an, „und nenn mich Pyrodra, okay?“. Serigala schüttelte den Kopf. „Ihr seid mein Vorgesetzer“, sagte sie ruhig, „ich habe Euch mit Respekt zu behandeln“. „Ich geb’ was auf Respekt!“, erwiderte Pyrodra voller Ekel, „wir sind Freunde und keine Hierarche“. „Es tut mir Leid, Commander“, Serigala verneigte sich. „Es ist zwecklos“, Pyrodra seufzte ergeben, „na gut, tu, was du möchtest, Serigala. Ich will dich zu nichts zwingen“. „Ich danke Euch, Commander“, sagte Serigala unterwürfig. Pyrodra verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Weiter geht’s“, sagte er schließlich. „Ja“, riefen seine Freunde und folgten ihm tiefer in den Wald hinein. Zum allgemeinen Erstaunen wurde der Wald urplötzlich lichter, als sie einem Pfad nach unten folgten. „Wir sind bald da“, sagte Kanni mit zittriger Stimme. Man konnte ihr ansehen, dass sie Angst hatte, man kann es sogar schon sehen“, sagte sie und deutete zwischen einigen Bäumen hindurch auf ein pechschwarzes, kleines Schloss, das auf einer flachen Lichtung weiter unten stand. Es war von einem Wassergraben umringt, über den eine Zugbrücke zum Haupteingang führte. Bereits aus der Entfernung ließen sich mehrere Individuen erkennen, die die Zugbrücke bewachten. „Skullo hat also Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet?“, fragte Luke. „Einfach reinstürmen können wir jedenfalls nicht, so viel ist klar“, meinte Pyrodra. Die Freunde hielten sich in Büschen versteckt, die nur unweit vom Schloss wuchsen. Die Raubkatzen, die um das große, schwarze Gebäude patroullierten, bemerkten sie nicht. „Was sollen wir tun, Pyrodra?“, fragte Inu. „Hmm...“, der Drache grübelte eine Weile. „Ich weiß etwas“, sagte Pari plötzlich. „Lass hören“, forderte der rote Drache. „Wir machen es wie damals, als wir Mint retteten“, erläuterte Pari, „wir kreieren eine Ablenkung und inzwischen schleichen sich andere ins Schloss“. „Und wer übernimmt welchen Part?“, fragte Serigala. „Ich werde da reingehen“, entschied Pyrodra, „Pari, du begleitest mich. Ihr anderen bleibt hier und sorgt für Ablenkung, alles klar?“. „Ich möchte auch mit“, sagte Kanni. „Das geht nicht“, Pyrodra schüttelte den Kopf, „keiner von uns weiß, was Skullo kann... es wäre gefährlich dich, die noch keinerlei Kampferfahrung hat, da hinein zu lassen. Da könnten wir dich genauso gut auf der Stelle töten“. Kanni blickte traurig zu Boden. „Aber... ich möchte doch helfen...“, sagte sie weinerlich, „ich möchte meine Freunde retten...“. „Lassen wir sie mit uns gehen, Pyrodra“, sagte da plötzlich Pari. „Wie bitte?“, der rote Drache erschrak. „Sieh sie dir an“, bat die Prinzessin, „sie... will unbedingt ihre Stammesgenossen befreien. Es wäre unfair, sie nicht mitkommen zu lassen“. Pyrodra schaute Kanni in die Augen und erkannte große Entschlossenheit und Hoffnung in ihnen. Er seufzte. „Hmpf, na gut“, murrte der rote Drache, „aber du musst vorsichtig sein, alles klar?“. „Ja“, Kanni nickte glücklich. „Also werden Luke und Inu für Ablenkung sorgen“, schloss Pyrodra, „Kanni, Pari und ich schleichen uns an den Wachen vorbei“. „Und was soll ich tun?“, fragte Serigala. „Du wartest hier“, antwortete der rote Drache, „du musst dich ausruhen, weil du nach deinem Angriff so viel Kraft verloren hast“. „Bei allem Respekt, Commander“, sagte die weiße Wölfin, „ich erbete mir die Erlaubnis, ebenfalls am Ablenkungsmanöver teil zu haben“. „Und ich sage ‚abgelehnt’“, antwortete Pyrodra schroff, „du ruhst dich aus, und damit hat sich’s!“. „Das kann und werde ich nicht tun“, erwiderte Serigala, die langsam die Beherrschung verlor, „ich kann nicht untätig bleiben, wenn meine Kameraden in Gefahr sind. Ich werde kämpfen“. „Zum letzten Mal“, rief Pyrodra zornig, „du bleibst da, wo du sicher vor gegnerischen Angriffen bist! So geschwächt, wie du jetzt bist, bist du ohnehin keine Hilfe! Du stündest Inu und Luke nur im Weg!“. Er fletschte die Zähne und drehte sich weg. Pari und Kanni hatten den Streit mit gemischten Gefühlen gesehen. Einerseits konnten sie Serigalas Willen zu helfen verstehen, andererseits jedoch war auch Pyrodras Standpunkt durchaus vertretbar. Pari wusste, dass er Serigala im Grunde nur vor ernsthaften Verletzungen beschützen wollte, doch musste dies gleich durch so harte Worte geschehen? Sie schaute die weiße Wölfin besorgt an, die kein Wort sagte, sondern sich still hinsetzte. „So sei es... Commander“, flüsterte sie vor sich hin. „Alles gut, Serigala?“, fragte die Prinzessin von Tarona. Serigala nickte nur, sagte aber nichts. „Also dann, meine Freunde“, sagte Pyrodra und gab ein Zeichen, „los geht’s!“. Auf dieses Kommando hin sprangen Luke und Inu aus dem Gebüsch und gingen sofort zum Angriff über. Die Raubkatzen konnten nicht reagieren, als die ersten in ihren Reihen fielen. Luke bearbeitete seine Feinde mit erweiterten Martial Arts-Techniken, die es ihm ermöglichten, mehrere Feinde gleichzeitig anzugreifen. Inu indessen entdeckte seine Affinität zum Blitzelement; elektrische Funken sprühten aus seinen Pfoten, wenn er in die Luft sprang und auf einem Gegner wieder zum Landen kam. Die Funken lähmten den Feind lange genug und Luke fand genug Zeit, ihm den Rest zu geben. Die Körper der Gegner waren an manchen Stellen eingefroren. Luke war selbst erstaunt über diese Tatsache. Auch, dass er mehr und mehr dazu überging, mit seinen Beinen zu kämpfen, machte ihn stutzig.
„Das ist schon keine Ablenkung mehr“, staunte Pyrodra. „Inu und Luke sind wirklich stark“, sagte Pari bewundernd. „Na denn... es wird Zeit, unseren Teil des Plans zu erfüllen“, sagte der rote Drache und schlich sich mit Kanni und Pari zum Schloss. Serigala schaute ihnen stumm nach. „Viel Glück, Commander“, dachte sie.
An einem wunderschönen Waldsee mitten in der Nacht saßen Inu und Serigala eng beisammen und schauten auf den See hinaus. Der Mond stand hoch über ihnen, die Sterne funkelten sanft am Firmament. Die Wellen erzeugten ein gleichmäßiges, beruhigendes Geräusch, als sie auf das Ufer trafen. Ein Schwarm Mondvögel gleitete über den Nachthimmel, auf dem See wurden Lotusblüten von den Wellen bewegt. Sanft seufzend lehnte sich Serigala an die Schulter des Hundes an, der lächelte.
„Oh, Serigala...“, murmelte Inu in seinem Körbchen und lachte, bevor er wieder anfing, laut zu schnarchen.
Luke lag auf einem Hügel in der strahlenden Sonne. Kein Wölkchen war über ihm zu sehen, das Känguru döste friedlich und erfreute sich seiner Entspannung. Jedenfalls so lange, bis sein Magen anfing, laut zu knurren. „Hm, jetzt etwas essen...“, sagte Luke zu sich selbst, als er in den Himmel hinauf starrte. Dunkle Wolken brauten sich über seinem Kopf zusammen und es begann zu regnen. Aber nicht etwa Wasser, sondern Abertausende frischgebackene Käsekuchen. „Hurra, Käsekuchen!“, rief Luke freudig aus und fing so viele Kuchen er konnte und aß alle auf. „Meine Güte, ist das Lecker!“, das Känguru war im siebten Himmel. Er aß einen Kuchen nach dem anderen, dann hörte er ein seltsames Geräusch. Verdutzt schaute das Känguru nach oben und sah einen überdimensional riesigen Käsekuchen auf sich zukommen. „Oh, nein!“, schrie Luke, als das riesige Backwerk genau auf seinem Kopf landete.
Luke schreckte aus dem Schlaf hoch. Schweißgebadet lag er im Bett und schaute sich um. Um ihn herum schlief alles. Besonders Inu machte seinen Zustand lautstark kenntlich. „Was für ein Alptraum...“, das Känguru schüttelte sich mehrmals, „ich sollte wohl nicht mehr auf leeren Magen schlafen gehen...“.
Panische Schreie hallten durch die Nacht. Der Himmel war von schwarzen Rauchschwaden verdeckt, das gesamte Gebiet stand lichterloh in Flammen. Um Pyrodra herum rannten Animastia panisch umher in der Hoffnung, den todbringenden Flammen zu entkommen. „Was... was ist hier los?“, fragte Pyrodra schockiert, doch niemand wollte ihm antworten. Direkt neben ihm stürzte jemand, der in Flammen stand zu Boden und gab einige von Schmerzen gezeichnete Schreie von sich, bevor er von den Flammen erstickt wurde. Pyrodra war sich sicher: das musste die Hölle sein. Er kannte den genauen Grund nicht, aber er begann zu rennen. Weder wusste er warum noch wohin er rannte. Er rannte an vielen brennenden Häusern vorbei. Immer wieder riefen andere Animastia um Hilfe, doch Pyrodra wusste, dass es für Hilfe bereits zu spät war. Silhouetten, die panisch um Hilfe schrien und ziellos durch die Gegen rannten, bis sie von den Flammen erfasst wurden und eines qualvollen Todes starben war alles, was Pyrodra wahrnehmen konnte, bis er auf einem großen Platz ankam, der einem Schlachtfeld glich. Überall lagen blutige Leichen herum. Pyrodra starrte geschockt auf die Szenerie. Es war der reinste Horror. Der rote Drache wandte sein Augenmerk nach vorne und sah, dass jemandem ein Schwert direkt durch den Rücken ins Herz gebohrt wurde. Der getroffene schrie laut auf und verstummte dann.
Pyrodra schreckte hoch. Sein Herz pochte wie wild. „Was... war das denn?“, fragte er sich, „diesen Traum... hatte ich noch nie“. Er legte eine Hand auf sein Herz, um es zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. Immer wieder tauchten die Bilder aus seinem Traum vor seinem geistigen Auge auf. Er schaute sich im Zimmer um und sah, dass Luke ebenfalls wach war. „Hattest du auch einen Alptraum, alter Freund?“, fragte das Känguru freundlich. Pyrodra nickte nur. „Du etwa auch?“, fragte er zurück. „Ja, stell dir vor“, begann Luke, „ich lag da auf so einem großen Hügel, dann regnete es Käsekuchen, dann kam ein großer Käsekuchen, der hat mich dann platt gemacht...“. „Du wurdest von... einem Käsekuchen platt gemacht?“, Pyrodra schaute Luke an, als käme dieser von einem anderen Stern. „Genau so war es“, Luke nickte eifrig, um seine Aussage zu untermauern, „und was ist mit dir passiert?“. „Ich... stand inmitten der Hölle“, erklärte Pyrodra geistig abwesend. „Häh?“, Luke hatte nichts verstanden, „wie meinst du das denn?“. „Schon gut“, sagte der rote Drache schnell und legte sich wieder hin, „schlaf weiter. Morgen wird wieder ein harter Tag“. „Hast Recht...“, Luke gähnte einmal ausgiebig, „gute Nacht“. Beide schliefen wieder ein.
„Pari, mein geliebtes Töchterlein“, sagte ein großer, grüner Dinosaurier zur Prinzessin von Tarona, „bevor ich von hier fort gehe, muss ich dir noch etwas anvertrauen“. „Mama, du darfst nicht sterben!“, schrie die kleine Pari verzweifelt und hielt die Hand des im Bett liegenden Dinosauriers, „bitte nicht!“. „Pari, es ist zu spät...“, Paris Mutter streichelte ihrer Tochter sanft über die Wange, „diese Krankheit wird mich... mit Sicherheit umbringen. Aber das wusste ich schon lange... Dragoking. Bitte... pass gut auf unsere Tochter auf“. „Das werde ich“, versprach der grüne Königsdrache und streichelte Pari sanft über den Kopf. Die junge Prinzessin weinte bittere Tränen. „Pari...“, begann ihre Mutter, „bitte... nimm das hier“. Sie reichte Pari ein strahlend weißes, sternförmiges Amulett. „Aber... das ist doch...“, Pari schaute das Amulett staunend an. „Es wird in Tarona von Generation zu Generation weitergegeben“, erklärte ihre Mutter, „jetzt... sollst du es haben, meine Kleine“. Pari nahm traurig das Amulett entgegen, als ihre Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen entschlief.
„Mami...“, Pari weinte eine einzelne Träne im Schlaf, doch niemand merkte es.
„Ihr habt eure Aufgaben mit Bravur bestanden“, lobte Waterolf die Freunde, „daher werdet ihr nun das Wasser des Wissens erhalten“. „Ich danke Euch, ehrwürdiger Waterolf“, sagte Pyrodra. Jeder der Freunde bekam eine kleine Schale mit Wasser und trank daraus. Serigala hatte plötzlich eine Vision. Sie sah einen Samurai in pechschwarzer Rüstung, der gegen die Freunde auf einer Lichtung kämpfte. „Was... war das?“, fragte die weiße Wölfin schockiert. „Stimmt was nicht, Lady Serigala?“, fragte Pari besorgt. „Nein, alles in Ordnung, Prinzessin“, antwortete Serigala beruhigend, „macht Euch keine Sorgen um mich“. Serigala schaute zu Boden. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihr Heimatland Hatari in Flammen stehen und ihren Verlobten Lykas in einer Blutlache am Boden liegen. „Ist das die Erkenntnis?“, fragte sie sich, „kann ich mein Heimatland nicht mehr retten?“.
Am nächsten Morgen wachten die Freunde auf. „Mann, was für eine Nacht“, grummelte Pyrodra, „ich habe geschlafen wie eine Uhr“. „Ich habe auch nicht gut geschlafen“, bestätigte Pari und dachte an ihren Traum. „Ich habe prima geschlafen“, Inu streckte sich genüsslich und sprang fröhlich aus seinem Korb heraus. „Hey, Serigala schläft ja noch“, stellte Luke plötzlich fest, „seltsam“. „Stimmt, sonst ist sie immer als erste wach“, meinte Pyrodra. Tatsächlich befand sich die weiße Wölfin noch im Tiefschlaf. „Serigala, Ihr müsst aufwachen“, sanft rüttelte Pari an der Wölfin, um sie zu wecken. Müde schlug sie die Augen auf. „Was ist los?“, fragte sie und gähnte, „ist es schon morgen?“. Alle nickten. „Sieht dir gar nicht ähnlich zu verschlafen, Serigala“, sagte Pyrodra grinsend. „Verzeiht mir, Commander“, Serigala verneigte sich tief, „es war nicht meine Absicht“. „Bist du immer noch so ernst?“, Pyrodra lachte, „das war doch nur ein Scherz“. „Lass sie, sie versteht halt keinen Spaß“, meinte Luke. Serigala blickte neben sich. „Was hatte dieser Traum nur zu bedeuten?“, dachte sie, „ist Hatari denn wirklich verloren?“. „Serigala?“, wurde sie plötzlich von Pari aus ihren Gedanken gerissen. „Hm? Was gibt es, Prinzessin“, fragte die weiße Wölfin. „Waterolf möchte uns sehen“, antwortete Pari, „kommst du?“. „Ich komme schon“, die weiße Wölfin folgte der Prinzessin aus dem Zimmer und zu Waterolf, der offenbar eine neue Aufgabe für die Freunde hatte.
„Guten Morgen“, grüßte der mystische Wassergeist fröhlich, „eure erste Aufgabe heute wird es sein, ein Frühstück vorzubereiten. Vorräte findet ihr in der Kammer hinter den Schlafräumen“. „Das ist unsere nächste Prüfung?“, langsam riss Pyrodra der Geduldsfaden, „wozu sollen diese Banalitäten denn gut sein?“. Er bekam einen starken Hieb in die Seite. „Aua! Was soll das denn werden?“, zornig schaute er Pari an. „Du solltest Waterolf etwas mehr Respekt erweisen“, belehrte sie ihn, „sonst bekommen wir das Wasser des Wissens nicht“. „Ist ja schon gut“, knurrte der rote Drache und ging mit seinen Freunden in den Vorratsraum, um von dort Dinge heranzuholen, die für ein Früstück geeignet schienen.
Waterolf zeigte den Freunden sein Esszimmer und die Küche. Sogleich machten sich alle an die Arbeit. „Willst du dein Steak Medium oder gut durch?“, fragte Pyrodra aus der Küche heraus Waterolf. „Roh“, war die Antwort. „Na gut...“, Pyrodra knurrte unzufrieden. Der Wasserwolf belustigte sich über die Geräusche, die er aus seiner Küche hören konnte. „Sie leisten wirklich gute Arbeit“, dachte er bei sich und lächelte.
Zehn Minuten später war der Tisch reichlich gedeckt. „Sieht ja lecker aus“, Pari lief das Wasser im Mund zusammen. „Selbst gemacht schmeckt alles besser“, rief Inu freudig. „Das ist nicht zu leugnen“, stimmte Serigala zu. Lukes Magen knurrte, als er den Käsekuchen auf dem Tisch stehen sah. Gleichzeitig aber erinnerte er sich an seinen Traum und bekam etwas Angst vor dem Backwerk. „Setzt euch zu mir“, sagte Waterolf, „ihr sollt eine kleine Belohnung für eure harte Arbeit haben“. Das ließen sich die Freunde nicht zweimal sagen. Keiner von ihnen wusste, wann sie das letzte Mal so reichlich zu essen hatten.
Nach dem Frühstück betraute Waterolf die Freunde mit der Aufgabe der Reinigung des Speisebereichs. Natürlich war Pyrodra genervt, doch dank Paris Überzeugungskraft machte der rote Drache dann doch mit.
Nachdem die Freunde diese Aufgabe erfüllt hatten, rief Waterolf sie erneut zu sich, diesmal in die Haupthalle des Tempels. „Ich lobe euch“, begann der Wassergeist, „ihr habt während ihr hier wart große Geduld bewiesen um das Wasser des Wissens zu erhalten“. Er holte aus seinem Fell einen kleinen, wassertropfenförmigen Anhänger heraus und reichte ihn Pari. „Hier habt ihr es“, sagte der Wolf. „Das heißt, wir haben die Prüfungen bestanden?“, fragte Pari fröhlich. Waterolf lachte herzlich. „Das habt ihr in der Tat“, sagte er. „Du willst uns jetzt ernsthaft sagen, dass diese ganzen banalen Aufgaben unsere Prüfung waren?“, fragte Pyrodra, „was hatte das denn bitte mit Wissen zu tun?“. „Nichts“, antwortete Waterolf nur. „Wie jetzt?“, Pyrodra fiel aus allen Wolken. „Die Prüfung bestand darin, dass ich eure Geduld auf die Probe gestellt habe“, erklärte das mystische Wesen, „ich wollte sehen, wie sehr ihr das Wasser des Wissens haben wollt, ihr solltet wissen, wie sehr ihr ein Ziel erreichen wollt“. „Darum ging es also die ganze Zeit?“, fragte Pari. Waterolf nickte. „Man kann das Wasser des Wissens nicht trinken?“, dachte Serigala und starrte erstaunt auf den kleinen Kristall in Paris Händen. „Eine Sache wollte ich euch noch mit auf den Weg geben“, sagte Waterolf, kurz bevor die Freunde sich von ihm verabschiedeten, „ihr findet den nächsten Aspekt des Seins, die Blitzessenz der Stärke, am Gewitterkap, dem südlichsten Punkt in ganz Balanzia. Auch dort werdet ihr höchstwahrscheinlich geprüft werden“. „Danke für die Info, Waterolf“, sagte Pyrodra freundlich, „wir machen uns dann mal wieder auf den Weg“. „Lebt wohl, meine jungen Freunde“, verabschiedete sich der Wolf, „auf dass wir uns eines Tages wiedersehen“.
Die Freunde verließen alsdann den Aquatempel und traten die lange Heimreise an.
„Dieser Waterolf war im Nachhinein doch ganz nett“, fand Luke, „ich hoffe, wir sehen ihn irgendwann einmal wieder“. „Garantiert“, versicherte Inu, „das war nicht das letzte Mal“. „Er hat uns aber ziemlich an der Nase herumgeführt“, knurrte Pyrodra. „Das gehörte alles zur Prüfung“, erklärte Pari, „sei doch froh, dass es jetzt wenigstens vorbei ist“. „Die Prinzessin hat Recht, Commander“, stimmte Serigala zu, „seht es doch mal positiv“. „Von mir aus“, murrte Pyrodra, „die Hauptsache ist, dass wir dieses Wasser des Wissens endlich haben. Das bringen wir jetzt zu Ouryuu in den Drachentempel“. „So sieht es aus“, Inu schien am heutigen Tage gut aufgelegt zu sein. Es dauerte nicht lange, da erreichten die Freunde eine Lichtung. Serigala erschrak. „Diese Lichtung ist...“, dachte sie. „Commander, Prinzessin!“, rief sie, „seid vorsichtig!“. „Was ist los?“, Pyrodra drehte sich verdutzt um, „stimmt was nicht?“. „Wir werden bald angegriffen“, sagte Serigala, „wir müssen vorsichtig sein“. Ihre Freunde warfen sich untereinander verdatterte Blicke zu. „Ich erwartete Euch bereits... Prinzessin Pari“, sagte da plötzlich eine finstere Stimme und auf die Lichtung trat niemand anderes als der kommandierende Offizier der Armee von Terranos; Samudark. „Das ist doch... der Typ der Alloraptor getötet hat!“, rief Pari ängstlich. „Und Euer Vater ist ebenfalls von mir getötet worden“, Samudark lachte finster und zog sein Daikatana, „und heute werde ich Euch auch auslöschen“. „Nur über meine Leiche!“, brüllte Pyrodra zornig. „Oh, bist du nicht dieser kleine Drache, der Hellknight besiegt hat?“, Samudark verhöhnte den roten Drachen, „Hellknight war ein Narr... gebt mir sofort das Wasser des Wissens“. „Ach, darum geht es dir also“, knurrte Pyrodra, „das Wasser des Wissens wirst du auch nicht bekommen!“. „Das dachte ich mir“, Samudark lachte und machte sich kampfbereit, „dann werde ich es mir wohl erkämpfen“. „Kannst du haben“, Pyrodra formte einen großen Feuerball in seiner Hand und warf ihn auf Samudark, dem dies nur ein müdes Lächeln unter seinem Helm entlockte. Er sprang aus dem Weg und wehrte Luke mit der Kante seines Katanas ab, als dieser versuchte ihn aus dem Hinterhalt zu treffen. Serigala umgab sich selbst in einer Aura aus Licht und ging auf den schwarzen Samurai los, der sie mit seiner Waffe zurückschlug. „Interessant“, sagte Samudark höhnend, „ich erinnere mich daran, schon einmal gegen einen weißen Wolf gekämpft zu haben“. „Was?“, fragte die weiße Wölfin schockiert. „Ja... das war damals, als wir Hatari dem Erdboden gleich gemacht haben“, der Samurai schien gemerkt zu haben, dass Serigala ebenfalls von Hatari stammte, „die armen, armen Kreaturen“. Er lachte böse. „Du... du hast mein Volk umgebracht?“, Wut stieg in Serigala auf, als sie diese Nachricht vernahm. Gleichzeitig kam auch Trauer mit, als sie an ihren Traum dachte. „Es war ganz einfach“, sagte Samudark, „jeder einzelne ist gestorben... qualvoll...“. „Nein!“, schrie Serigala plötzlich und brach auf der Stelle zusammen. „Lass sie in Ruhe!“, befahl Pyrodra voller Zorn. „Und wie willst du mich daran hindern, du Schwächling?“, höhnte der Samurai, „du kannst mich ja nicht einmal treffen... wie willst du dann dein geliebtes Prinzesschen schützen?“. Pyrodra fletschte die Zähne vor Zorn. „Pyrodra, bitte... bleib ruhig...“, bat Pari und fasste ihn sanft am Arm. „Du solltest lieber gleich aufgeben“, höhnte Samudark, „jemand wie du... wird niemals Balanzia retten können“. „Halt die Klappe, Samudark!“, rief Pari plötzlich, „Pyrodra ist viel stärker, als du denkst“. „Ihr ebenso... Prinzesschen“, sagte Samudark, „auch Ihr habt bei Weitem nicht die Kraft, Balanzia zu retten... geschweige denn Tarona zu regieren. Ihr seid schwach...“. „Das mag stimmen“, gab Pari zu, „aber ich gebe mein Bestes“. „Das sagt jeder Schwächling“, höhnte der Samurai. Das war zu viel für Pyrodra. Mit zornigem Gebrüll ging er auf Samudark los, der ihn mit seinem Daikatana abwehren wollte, doch der rote Drache ergriff das Schwert und brach es in der Mitte durch. „Was?“, konnte der Samurai gerade noch fragen, als ihn ein mächtiger Schlag traf. Er wurde zur Überraschung aller Anwesenden gegen einen Baum geschleudert. Pyrodra kannte keine Gnade. Die Augen voller Mordlust, sprang Pyrodra erneut auf Samudark zu und versetzte ihm einen Schlag nach dem anderen.
„Pyrodra steht wieder kurz vor...“, Pari starrte geschockt auf das, was sich vor ihr abspielte. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, dass Pyrodra schon einmal die Kontrolle über sich selbst verlor und die Urinstinkte der Drachen in ihm erwachten. „Wir müssen den Commander stoppen“, sagte Serigala, „ansonsten wird er wieder zu einer zerstörerischen Bestie“. „Ich wäre dafür, wir lassen ihn erst mal Samudark vermöbeln“, meinte Inu, während Luke Pyrodra anfeuerte.
Der rote Drache hatte währenddessen Samudark so stark verletzt, dass dieser beinahe das Bewusstsein verlor. Aus den Löchern in seiner Rüstung trat Blut aus. Brüllend schlug er weiter auf den am Boden liegenden Samurai ein.
„Pyrodra, beruhig dich!“, schrie Pari flehend. Pyrodra wandte ihr kurz den Blick zu. Diesen Moment nutzte Samudark und wollte sich zurückziehen, doch Pyrodra hatte ihm schnell wieder seine Aufmerksamkeit zugewandt. Ein gewaltiger Flammenstrahl traf den Samurai direkt am Rücken und verbrannte sein Cape. „Ich muss... weg von hier“, dachte er und versuchte wieder aufzustehen, doch Pyrodra hatte ihn schnell wieder zu Boden gestreckt und schlug nun weiter auf ihn ein. Mit einem weiteren Feuerstrahl schleuderte der wutentbrannte rote Drache Samudark weit von sich. Er blieb am Rande einer steilen Schlucht liegen. Pyrodra gab immer noch nicht nach. Er erzeugte ein gewaltiges Schwert aus Feuer in seiner Hand, welches die Form einer Sonnenfackel hatte. Mit diesem ging er auf Samudark los und zerschnitt dessen Körper, dessen Teile Feuer fingen und die Schlucht hinunterfielen. Pyrodra brüllte laut, immer noch zorneserfüllt. „Pyrodra, stopp!“, rief Pari, die auf ihn zugerannt kam. Sie hatte Luke, Inu und Serigala im Schlepptau. „Pyrodra, du musst dich beruhigen!“, bat Pari, „du darfst nicht schon wieder deinen Instinkten verfallen“. Paris Worte zeigten tatsächlich Wirkung. Pyrodra beruhigte sich langsam wieder. „Bin ich etwa schon wieder so ausgerastet?“, fragte er, schockiert über sich selbst. „Leider ja“, bestätigte Inu, „aber dafür hast du Samudark gemeuchelt“. „Damit ist Terranos seine stärksten Generäle los“, sagte Serigala, „das macht doch Hoffnung“. „In der Tat, ja“, Luke lachte. Sie machten sich wieder auf den Heimweg, der noch recht lang war.
„Sind wir da?“, fragte Luke erschöpft. „Ich glaube schon“, antwortete Inu, „es sieht jedenfalls recht wässrig aus hier“. „Das muss einfach der Aqua-Tempel sein“, sagte Pyrodra, „da gibt es kein Vertun“. „Ich glaube auch“, Serigala schaute das altertümliche Gebäude ehrfürchtig an.
Zwei Wochen war die Gruppe unterwegs gewesen, um den Aquatempel zu erreichen und endlich hatten sie es geschafft. Das Waldgebiet lag lange hinter ihnen, sie waren in einem von Flüssen und Bächen durchzogenen, hügeligen Grasland angekommen. Mitten auf besagtem Grasland erhob sich der Aquatempel, der eher einem Kolosseum als einem wirklichen Tempel glich. In die Wand waren in regelmäßigen Abstand Löcher eingeschlagen worden, aus denen beständig Wasser floss, das den Tempel im Kreis umgab und anschließend in zwei Känale links und rechts des altertümlichen, von Steinsäulen geflankten Weges floss. Der Tempel selbst war ebenfalls von großen Steinsäulen umringt. „Das macht doch schon mal Eindruck“, meinte Luke, der von der Architektur begeistert zu sein schien. „Das ist auf jeden Fall mal etwas anderes als der Palast, in dem ich lebte“, fand Pari. „Gehen wir Leute“, sagte Pyrodra, „das Wasser des Wissens muss sich dort drin befinden“. Er und seine Freunde machten sich auf den Weg, den Steinweg zu überqueren. Bewundernd schauten sich die Freunde um. Gleichzeitig spürten sie, dass sie beobachtet wurden. Einige Minuten später standen die Freunde vor dem Eingang in den Tempel. Es war ein enorm großer Eingangsbereich. Ein fast quadratischer Tunnel tat sich vor ihnen auf, vor dessen Eingang die Statuen eines mächtig wirkenden Wolfswesens thronten. Über dem Eingang in den Tunnel war ein altes Symbol angebracht, das alt-animastianische Symbol für das Wasser. Die Freunde betraten den dunklen und langen Gang. Sie liefen bestimmt noch einmal so lange, wie sie für das Erreichen des Eingangsbereiches gebraucht hatten, bis sich vor ihnen eine gewaltige, kreisrunde Halle auftat. Ein schmaler Weg führte über Wasser zu etwas, das wie eine Arena aussah. Insgesamt wirkte dieser Ort sehr, als hätte sich hier einst eine Arena befunden. Aus Löchern in den Wänden trat beständig Wasser aus und umringte die Arena. Das Wasser war klar, fast durchsichtig und man konnte bis in eine Tiefe von 10 Metern schauen. In der Mitte der kreisförmigen Arena befand sich eine gewaltige Wassersäule, die sowohl nach oben als auch nach unten zu fließen schien. Der Boden um die Säule herum war trocken, ebenso wie die Decke oben. „Das macht doch mal was her“, Pyrodra schaute sich beeindruckt um. Seine Freunde stimmten ihm absolut zu. „Aber wo genau ist das Wasser des Wissens jetzt?“, fragte Pari und schaute sich um, „ich sehe nichts, was aussieht, wie ein Teil meines Amuletts...“. „Das liegt daran...“, sagte plötzlich eine kräftige Stimme zu ihnen, „... dass sich das Wasser des Wissens nur auserwählten zeigt“. „Wer hat das gesagt?“, sofort begab sich Pyrodra in Kampfstellung. Aus der Wassersäule entstieg plötzlich ein großer, brauner Wolf mit Ornamenten an den Beinen und am Kopf, die wie Wassertropfen geformt waren. Er war sehr groß für einen Wolf, beinahe doppelt so groß wie Serigala es war und sie war für einen gewöhnlichen Wolf schon sehr groß. „Wer... seid Ihr?“, fragte Pari das Wesen ehrfürchtig. „Mein Name ist Waterolf“, stellte sich der riesige Wolf vor, „ich bin die Illusion des Wassers“. „Das ist also... das Wesen, von dem uns Ouryuu erzählt hat“, Luke stand vor Staunen der Mund offen. „Hört uns an, Illusion des Wassers“, sprach Serigala unterwürfig, „ist es wahr, dass Ihr das Wasser des Wissens hütet?“. „Das ist es“, bestätigte Waterolf nickend, „ihr seid also auf das Wasser des Wissens aus?“. Er wandte den Blick Pari zu. „J-ja...“, stammelte sie ängstlich. „Ihr seid die Prinzessin des Königreiches Tarona, dass von Terranos besiegt wurde“, sagte Waterolf zu ihr, „habe ich Recht?“. „J-ja, das habt Ihr“, Pari schluckte. Sie war erstaunt, dass die Illusion des Wassers so etwas wissen konnte. „Und Ihr seid...“, begann der große Wolf und wandte den Blick Pyrodra zu, „der Sohn... von Terranos’ ehemaligem... nein... das kann nicht sein“ „Was ist?“, fragte Pyrodra verwundert. „Ist schon in Ordnung“, sagte Waterolf, „vergebt mir. Ich nehme an, ihr wollt das Wasser des Wissens, um damit Balanzia zu retten?“. „Genau so ist es“, bestätigte Pari, „ich möchte, dass in ganz Balanzia endlich wieder Frieden herrscht. Aber dafür... brauche ich die drei Aspekte des Seins. Und das Wasser des Wissens gehört dazu, soweit ich gehört habe“. „Jemand sehr weises muss Euch gelehrt haben, Prinzessin“, vermutete Waterolf, „wohlan, Ihr sollt das Wasser des Wissens erhalten... aber nur dann, wenn Ihr eine Prüfung bestehen könnt“. „Prüfung?“, fragte Pyrodra, „für so etwas haben wir keine Zeit! Wer weiß, was Terranos noch für Schandtaten begeht“. „Ohne Prüfung kann ich euch das Wasser des Wissens nicht geben“, der Wolf beharrte auf seinem Standpunkt. „Tse, na gut“, Pyrodra knurrte unzufrieden, „was sollen wir tun?“. „Als erstes möchte ich von euch“, begann der große Wolf und ließ alles Wasser verschwinden, „die ganze Arena hier blitzblank putzt“. „WAAAAAAAS?!?“, entfuhr es den Freunden. „Was soll das denn für eine Prüfung sein?“, fragte Inu zweifelnd. „Der will uns doch übers Ohr hauen“, rief Luke. „Packen wir es an“, rief Pyrodra plötzlich. Alle schauten ihn schockiert an. „Wenn wir Balanzia wirklich retten wollen, müssen wir diese Prüfung ablegen“, erklärte Pari, „da gibt es keinen Umweg“. Widerwillig machten sich dann alle an die Arbeit. Serigala übernahm den Wassertransport. Sie nahm sich einen ihr von Waterolf zur Verfügung gestellten Wassereimer und rannte damit zuerst nach draußen, um Wasser zu holen, dann wieder hinein, um das Wasser zu verteilen. Pari und Luke putzten die Böden, Pyrodra durch seine Flugkünste die Wände und Inu half ihm auf seinem Rücken sitzend, indem er ihm den Eimer festhielt. Waterolf saß mitten in der Arena und schaute sich zufrieden lächelnd um. „Ihr leistet bis jetzt gute Arbeit“, lobte er.
Geschlagene fünf Stunden später... „Puh, endlich geschafft“, Pyrodra wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich dachte schon, wir werden nie fertig“, Inu seufzte erleichtert, „Himmel, war das anstrengend“. „Dafür blitzt und blinkt hier alles“, Serigala schaute sich um. „Das blendet ja richtig“, bemerkte Pari. „Durchaus beeindruckend“, gab Waterolf zu. Er hatte ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. „Verehrter Waterolf“, begann Pari, „haben wir uns vor Euch als würdig erweisen können?“. „Hmm...“, Waterolf grübelte eine Weile lang, während er sich umschaute. Tatsächlich war die Arena im Inneren des Aquatempels noch niemals zuvor so sauber gewesen. Die Monumente an den Wänden blitzten und blinkten, als wären sie gerade erst aufgestellt worden. Und doch schien der mystische Wassergeist nicht zufrieden zu sein. „Es gibt da noch etwas, das ihr tun müsst, um das Wasser des Wissens zu erhalten“, sagte er dann. „Und was wäre das?“, fragte Pyrodra, bei dem sich langsam Frustration bemerkbar machte. „Ihr könnt den Tempel sanieren“, erklärte Waterolf, „einige Stellen haben Löcher, die sie nicht haben sollen und einige Säulen drohen zu brechen. Und das erhöht die Einsturzgefahr des Tempels. Wenn ich bitten darf“. „Wenn wir dann das Wasser des Wissens bekommen...“, grummelte der rote Drache und machte sich mit seinen Freunden an die Arbeit. „Es gibt einen Steinbruch nicht weit von hier“, gab ihnen Waterolf mit, „dort werdet ihr die passenden Materialien finden“.
Auf dem Weg zu besagtem Steinbruch kamen die Freunde ins Gespräch. „Mal ganz ehrlich“, ergriff Pari das Wort, „ich habe das Gefühl, dass wir für ihn nur so etwas wie Handwerker sind...“. „Du meinst, dass diese Prüfungen keine sind?“, fragte Luke. Pari nickte. „Irgendeinen Wert müssen diese Dinge, zu denen Waterolf uns drängt aber haben“, meinte Serigala, „er ist nicht umsonst die Illusion des Wassers...“. „Aber so wie der vorhin gegrinst hat...“, grübelte Pyrodra, „ich muss Pari recht geben“. „Warten wir’s ab“, meinte Inu schweifwedelnd. „Hast ja Recht...“, der rote Drache war immer noch unzufrieden mit der vorliegenden Situation.
Waterolf schaute amüsiert zu, als die Freunde sich mit riesigen, geschliffenen Steinen abschleppten und versuchten, sie an beschädigte Stellen des Tempels anzubringen. Das jemand beinahe von den Steinen getroffen wurde war durchaus nicht selten, doch glücklicherweise waren die Reaktionsgeschwindigkeiten der Freunde auf einem sehr hohen Level.
Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, da beendete die Gruppe von Bediensteten ihr Werk. Jeder noch so kleine Schönheitsfehler am Tempel wurde sorgfältig ausgemerzt. Erschlagen von all der Anstrengung lagen die Freunde vor Waterolf in der neu sanierten und renovierten Arena. „Gute Arbeit“, lobte der Wasserwolf zufrieden. „Bekommen wir jetzt endlich das Wasser des Wissens?“, fragte Pyrodra ungeduldig und erschöpft gleichzeitig. „Ich kann nicht mehr!“, Inu pfiff aus dem letzten Loch. Luke, Serigala und auch Pari ging es nicht viel besser. Die Illusion des Wassers schaute die Freunde lange an. „Noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen“, sagte er dann, „es tut mir Leid. Ihr müsst noch weitere Aufgaben erledigen“. „WAAAAS?!?“, Pyrodra riss der Geduldsfaden, „hast du eigentlich auch nur eine Ahnung, wie verdammt anstrengend das war?!?“. „Ich habe ja nicht gesagt, dass ihr keine Pausen machen dürft“, Waterolf lächelte, „ruht euch die Nacht über aus. Ihr habt es euch verdient. Ich habe für euch einen Gästeraum vorbereitet und auch etwas zu Essen. Es wäre klug, wenn ihr euch gut ausruhen würdet“. Pyrodra seufzte entnervt, als sich Waterolf zurückzog. Nichtsdestotrotz nahmen die Freunde den Vorschlag an und gingen in das von Waterolf für sie vorbereitete Gästezimmer. Es war ein recht großer Raum, in dem es drei Betten und zwei ausgepolsterte Strohkörbe gab. „Endlich mal wieder ein Bett!“, rief Pari glücklich und rollte sich in die Decken ein. „Endlich überhaupt mal ein Bett“, murmelte Pyrodra und bestaunte seine Schlafgelegenheit. Inu und Serigala hatten es sich in den Körben bequem gemacht, Luke hatte sich in das dritte Bett gelegt. Schon bald schliefen die Freunde tief und fest.
„Mephistor...“, wiederholte Pari. Sie wusste nicht warum, aber dieser Name löste in ihr unvorstellbare Angst aus. „In der Gestalt eines gewaltigen schwarzen Drachen fällt Mephistor, Gebieter über Tod und Zerstörung in der Welt ein“, Serigala klang, als würde sie einen Mythos rezitieren, „niemand vermag die Macht dieser Bestie aufzuhalten, die auch als Auslöser des Ragnarök, des endgültigen Untergangs der Welt, bekannt ist. Entstiegen aus der ewigen Hölle des Tartaros ist es Mephistors einziges Motiv, die Welt zu vernichten. So lautet die Legende, die in Hatari von Generation zu Generation weitergegeben wird“. „Das klingt ja geradezu gräulich“, Inu zitterte am ganzen Körper. „Hoffen wir mal, dass das alles wirklich nur Legenden sind“, stammelte Luke. „Ein gewaltiger schwarzer Drache, der nach der Zerstörung der Welt trachtet... Mephistor...“, Pari konnte es sich selbst nicht erklären, aber die Geschichte von Serigala löste etwas in ihr aus. Sie wusste nicht genau, was es war. Doch plötzlich kam es ihr so real vor. Als wäre das, was Serigala soeben erzählt hatte, die reine Wahrheit gewesen. Die Prinzessin von Tarona begann nun ebenfalls, am ganzen Körper zu zittern. „Ein Wesen, das mächtig genug ist, die ganze Welt zu vernichten“, dachte sie, „ein Wesen, das in der Lage ist, Ragnarök herbeizuführen... den endgültigen Untergang der Welt... entstiegen aus der Hölle Tartaros... ein solches Wesen... existiert also? Nein... Serigala hat gesagt, dass dies nur eine Legende ist. Es gibt also keinen Grund, sich darüber Sorgen zu machen. Wichtiger ist jetzt, das Wasser des Wissens zu finden... aber am allerwichtigstigen ist... dass Pyrodra bald aufwacht“. Sie schaute hinüber zu dem roten Drachen, der sich bis jetzt immer noch nicht bewegt hatte. „Oh, Pyrodra...“, eine Träne kullerte ihre Wangen herunter.
„Wie dem auch sei“, schloss Serigala ihre Ausführungen, „wir sollten uns jetzt erst einmal darauf konzentrieren, das Wasser des Wissens zu finden, um damit Terranos das Handwerk zu legen. Aber jetzt ist es schon spät... lasst uns Morgen mit der Suche nach dem Aquatempel fortfahren“. „Gute Idee“, stimmten Inu, Luke und Pari zu. Jeder suchte sich einen eigenen Schlafplatz aus, auf dem er oder sie es sich gemütlich machte und bald einschlief. Die Sterne waren in dieser Nacht von Wolken verdeckt, die Regen verhießen. Tatsächlich setzte mitten in der Nacht ein kräftiger Platzregen ein, doch die Freunde befanden sich in einem Wald und wurden daher von den Baumkronen geschützt.
Mitten in der Nacht wurde Pari wach und sie schaute zu Pyrodra hinüber. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, wie Pyrodra versucht hatte, sie vor Hellknight zu schützen. Sie stand auf und ging zu ihm. „Pyrodra...“, sagte sie, „danke. Ich danke dir so sehr...“.
„Schau mal da“. „Hm? Was ist da?“. „Da ist doch jemand, den wir ausnehmen können“. „Echt?“. „Siehst du sie etwa nicht?“. „Nö“. „Depp“. „Können wir wieder reingehen? Es regnet“. „Ja, ja, ist ja gut. Grmpf. Du machst allen Spaß zunichte mit deiner Wasserscheue...“.
„Guten Morgen, alle zusammen“, grüßte Luke am nächsten Morgen mit einem lauten Gähner. „Ja, dir auch“, murmelte Inu benommen. Der kleine Hund streckte sich und stellte bald fest, dass sein Fell vollkommen durchnässt war. „Was zur Hölle ist denn mit mir passiert?!?“, schlagartig war er hellwach. „Scheint, als hätte es letzte Nacht geregnet“, meinte Serigala ruhig, „die Baumkronen boten uns Schutz, allerdings... dir wohl nicht, hm?“. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Serigala... hast du etwa... gelacht?“, fragte Pari überrascht. „Eh?“, die weiße Wölfin lief im Gesicht rot an, „n-nein... da müsst ihr was falsch verstanden haben...“. „Hehe, sie ist im Gesicht ja rot, wie eine Tomate“, lachte Luke. „Serigala, so kennen wir dich ja gar nicht“, auch Inu war gut aufgelegt. Der weißen Wölfin war das ganze sichtlich unangenehm. „W-wie geht’s dem Commander?“, stammelte sie, um vom Thema abzulenken. „Der ist immer noch im Tiefschlaf“, antwortete Pari und schaute besorgt zu Pyrodra hinüber, „ich hoffe aber, dass er bald aufwacht...“.
„Dann hofft mal, dass das bald geschieht“, höhnte eine Stimme. „Was? Wer seid ihr?“, fragte Serigala, als sie die Zähne fletschte und zu einer Gruppe, die aus vier Animastia bestand, hinüberschaute. Der erste der Gruppe war ein Känguru wie Luke, der zweite war ein schwarzer Wolf, der dritte ein schwarzer, auf zwei Beinen stehender Maulwurf und das letzte Mitglied war ein pechschwarzer Adler. „Wir?“, fragte das Känguru, „wir sind Roomi, Moly, Cain und Aquila auch bekannt als...“ „DIE SUPERBANDITEN!!!“, riefen die vier gleichzeitig und nahmen eine lächerlich anmutende Pose ein. „Äh... ja... okay...“, Luke musste sich wirklich zurückhalten, damit er nicht sofort anfangen musste, zu lachen. „Es scheint, als werden wir nicht ernst genommen, Cain“, grinste Roomi, das Känguru, dem Wolf zu. „Sieht so aus, Roomi“, sagte der angesprochene, „sollen wir es ihnen dann zeigen?“. „Oh yeah...“, das Känguru grinste vor Vorfreude, dann ließ es den Boden unter seinen Füßen gefrieren und rutschte auf dem Eis nach vorne auf Luke zu. „Nimm das, Anfänger!“, verkündete er und versetzte dem kleineren Känguru einen Tritt, der ihn in einen Baum schleuderte. „Ich bin dran!“, rief der Maulwurf und bohrte sich in den Boden. „Wo ist er?“, fragte Pari und schaute sich um. „Direkt unter dir!!!“, brüllte der Maulwurf und grub sich unter Pari wieder aus dem Boden heraus und versetzte ihr einen mächtigen Schlag mit den Klauen. „Moly, nicht übertreiben“, murmelte der schwarze Adler, „immer macht er so etwas... na egal... legen wir los, Cain“. „Aber so was von, Aquila!“, der Wolf und der Adler stürzten sich gemeinsam auf Inu und Serigala, die dem Teamangriff nicht entgehen konnten. Beide wurden zu Boden gestreckt.
„Umpf...“, stöhnte Luke, als er sich aufrichtete, „diese Freaks sind stark...“. „Zu stark“, knurrte Serigala, „wie kann das sein?“. „Das sind bestimmt keine normalen Banditen“, vermutete Pari, „vielleicht stehen sie im Dienste des Kaisers von Terranos“. „Tut mir leid, aber du liegst falsch“, sagte der schwarze Adler höhnend, „wir stehen in niemandes Dienst. Wir sind auch nicht darauf aus, euch umzubringen... obwohl das eine nette Zugabe wäre... hehehehe“. „Aquila, du fieser, fieser Typ...“, grinste Cain, der schwarze Wolf. „Man tut eben, was man kann“, der schwarze Adler genoss das Kompliment sichtlich. „Machen wir Hackfleisch aus ihnen“, schlug Moly, der große Maulwurf vor. „Hmm, Hackfleisch...“, Roomi bekam einen ganz vernebelten Blick. „Du bist ein verflixtes Känguru!“, schimpfte Aquila, „die fressen kein Fleisch!“. „Wenn du mal wüsstest“, riefen Roomi und Luke gleichzeitig, sehr zur Verwunderung aller Anwesenden. „Was?“, fragten beide, wieder gleichzeitig. „Wie dem auch sei“, Aquila brachte die Aufmerksamkeit zurück zum Kampf, „der Typ, der da hinten so seelenruhig schläft, soll unser erstes Ziel sein“. „Wir lenken die anderen für dich ab“, sagte Cain, „dann hast du freie Bahn“. „Verletzt Pyrodra und ihr seid tot!“, rief Luke und ging zusammen mit Serigala, Inu und Pari zum Angriff über. „Hehe, alles läuft wie geschmiert“, lachte Aquila in sich hinein und er flog aus dem Getümmel heraus direkt zu Pyrodras Schlafplatz.
„Ihr werdet hier alle untergehen“, knurrte Cain und sprang von einem Schatten eines Baumes in den nächsten. „Er ist zu schnell“, rief Serigala, die versuchte, mit ihrem schwarzen Artgenossen mitzuhalten. Luke und Roomi tauschten Hiebe und Tritte aus. „Seine Eiselementtechniken sind auch nicht von schlechten Eltern...“, sagte Luke angestrengt. Seine Arme und Beine fühlten sich kühl an und begannen langsam aber sicher steif zu werden. Auch Pari und Inu hatten Probleme gegen ihren Gegner Moly anzukommen. „Besteht der Typ aus Metall oder was?“, klagte Inu, dessen Zähne schmerzten. „Wenn ich doch nur noch einmal diese Attacke anwenden könnte, die ich gegen Hellknight benutzt habe...“, dachte Pari, „dann könnten wir sie besiegen“.
„Na denn, schlafender Drache“, Aquila lachte höhnisch, dann machte er sich bereit, Pyrodra mit den Klauen voraus anzugreifen, „Zeit deinen Schlaf zu verlangen... um eine EWIGKEIT!!!“. Er setzte zum Sturzflug an. Pari bemerkte dies und geriet in Panik. „PYRODRA!!!“, schrie sie. „Verdammt“, entfuhr es Luke und er wollte zu seinem Freund eilen. „Wohin schaust du denn?“, fragte Roomi höhnisch und fror Luke mit seinem nächsten Eiskick ein. „Das sollte es gewesen sein...“, Aquila grinste hämisch, doch dann erschrak er, „was?“. Er spürte, dass eine Hand ihn am Bein festhielt. „Schon mal das Sprichwort gehört?“, fragte eine für Pari wohltuende Stimme, „wecke niemals einen Drachen“. Momente später flog Aquila gegen einen Baum. Ein knirschendes Geräusch war zu hören und der Adler ging sang- und klanglos zu Boden. „Pyrodra, du bist... wach“, Pari weinte Freudentränen. „Wach und mies drauf“, knurrte der rote Drache, „weil mich ein gewisser Adler nicht ausschlafen lassen konnte“. „Ähm... Roomi?“, Moly zitterte am ganzen Körper. „Ja, Moly?“, langsam geriet das große Känguru in Panik. „Hat der Typ gerade Aquila zerlegt?“, fragte Moly. Roomi nickte bestätigend. „Oh...“, Moly schluckte schwer. Nur wenige Momente später wurde er von einer gewaltigen Flamme eingehüllt und verbrannte zu Asche. Pyrodra stürzte sich auf Roomi, der dem Angriff in letzter Sekunde entgehen konnte.
„Bin das nur ich oder ist der Commander wirklich stärker geworden?“, fragte Serigala staunend. „Seine Kraft ist wahrlich beängstigend...“, gestand Pari.
Pyrodra wurde von beiden Seiten von Roomi und Cain attackiert, die sich daraus erhofften, dass der rote Drache nur einen von ihnen würde abwehren können, doch weit gefehlt. Pyrodra erzeugte links und rechts von sich jeweils eine große Feuerbarriere, gegen die Roomi und Cain prallten und sich so schwere Verbrennungen zuzogen. Pyrodra erzeugte daraufhin zwei Feuerbälle in seinen Händen und ließ sie als gewaltige Feuerstrahlen frei, die von dem Wolf und von dem Känguru nichts als Aschehäufchen übrig ließen. „Das soll denen eine Lehre sein, je wieder meinen Schlaf zu stören“, schnaubte er. „Wow, Pyrodra“, rief Pari glücklich, „wie... bist du so schnell so stark geworden?“. „Ich habe keine Ahnung“, gestand der rote Drache, „überhaupt... wo sind wir?“. „Wieder im Wald“, erklärte Serigala, „wir waren unterwegs zum Aquatempel, doch Ihr... wart verletzt, deswegen haben wir eine Pause gemacht“. „Entschuldigt, dass ich euch solche Sorgen gemacht habe“, der rote Drache schaute Pari an. „Ist schon gut, alter Kumpel“, grinste Luke und klopfte seinem Freund auf die Schulter, „hauptsache, dir geht’s gut“. Inu bellte zustimmend und wedelte mit dem Schweif.
Die Tür zum Raum des Kaisers schwang mit Wucht auf. Völlig außer Atem stand ein grauer Wolf in der Tür. Aus dem Schatten des Raumes trat Wuryuu, der Kaiser von Terranos. „Was willst du hier?“, fragte er. „Ich mache Meldung“, keuchte der Wolf, „dass die Herrin des Ameisenwaldes Antiqueen im Kampf gefallen ist“. „Und?“, fragte der schwarze Drache gleichgültig, „sie war ohnehin nur ein Bauernopfer... doch du scheinst mir etwas zu verheimlichen... Untergebener“. „Wie es scheint... ist auch Hellknight gefallen, Erhabener“, erzählte der Wolf zögerlich. „Was?!?“, Wuryuu erschrak, „wie ist das passiert?!?“. „Ich weiß es nicht, Erhabener“, der Wolf ließ um Gnade bittend den Kopf hängen, „einer unserer Späher im Verlassenen Feld hat dies berichtet. Mutmaßlich sind die Prinzessin von Tarona und ihre Posse dafür verantwortlich gewesen“. „Pari und Pyrodra also...“, Wuryuu knurrte, „dass sie sogar den Dämonenlord des Stolzes Hellknight ausschalten konnten... sie werden immer gefährlicher... wenn sie von ihrer wahren Herkunft erfahren...“. „Erhabener?“, der Diener legte fragend den Kopf auf die Seite, „was habt Ihr?“. „Eliminiert die Prinzessin von Tarona“, befahl der schwarze Drache, „und ihr Anhängsel gleich mit. Sie dürfen nicht weiter frei herumlaufen. Gib diesen Befehl an Samudark weiter. Das Wasser des Wissens zu finden ist nun nicht mehr von Bedeutung“. „Jawohl, mein Gebieter“, mit diesen unterwürfigen Worten drehte sich der Wolf um und verließ den Raum. „Bald schon wird jeder Beweis aus der Welt geschafft sein“, murmelte Wuryuu, „warte nur ab, Pyrodra...“.
Langsam aber sicher öffnete Pari die Augen. „Uff, was... wo bin ich?“, fragte sie benommen und schaute sich um. Sie lag in einem riesigen Haufen aus Schutt und Geröll, der einst Hellknights Turm war. Pari erinnerte sich, dass sie gegen Hellknight gekämpft hatte und auch, dass der Turm am Ende des Kampfes in sich zusammen gefallen war. Die Frage, die sich ihr nun stellte war: wie konnte sie einen Sturz aus so großer Höhe überlebt haben? Langsam richtete sie sich auf. „Wie... ich bin ja... unverletzt?“, Pari war völlig überrascht. Lediglich ihre Energiereserven waren so gut wie erschöpft, ihr Körper selbst wies keinerlei Schäden auf. Wie war das möglich? „War das etwa... der Nebeneffekt meiner Attacke?“, fragte sie sich, „das muss es sein... aber wie... wie konnte ich eine solche Attacke anwenden? Ich verstehe das nicht...“. Sie schaute sich in der Umgebung um, um sicherzustellen, dass sie sich wirklich im Verlassenen Feld befand. Sie erblickte eine trostlose Steinwüste und die weiten des Himmels über sich. Eine sanfte Brise streifte sie. Dann plötzlich realisierte Pari etwas. „Pyrodra!“, rief sie aus und schaute sich panisch nach dem roten Drachen um. Die schlimmsten Befürchtungen kreuzten ihre Gedanken. Sie dachte darüber nach, dass er von dem Geröll verschüttet worden wäre und unter dem Gewicht der Steine zerdrückt würde. Sie dachte an seine zahlreichen schweren Verletzungen und den herben Blutverlust, der zu seinem Tod führen konnte. Sie geriet in Panik. Wieder und wieder entwich ihr Pyrodras Name in der leisen Hoffnung, von ihm eine Antwort zu erhalten, doch sie bekam keine. Da endlich sah sie den roten Drachen regungslos auf einem großen Felsen liegen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen und sie rannte zu ihm. „Pyrodra“, rief sie, doch sie bekam keine Antwort. Die Prinzessin von Tarona musterte den Körper des roten Drachen genauer, um zu schauen, wie viel Blut er tatsächlich verloren hatte. Nach einer Weile erschrak sie. „Nein... das kann doch nicht...“, ungläubig starrte sie Pyrodra an, der ohnmächtig auf der Erde lag, „wie... wie kann das sein?!?“.
„Pari!!!“, hörte sie plötzlich drei Stimmen nach sich rufen. Sie drehte sich zur Quelle der Stimmen um. „Luke, Inu, Serigala!“, rief sie überglücklich, als sie das Känguru, den kleine Hund und die weiße Wölfin auf sich zu kommen sah. „Prinzessin, seid Ihr in Ordnung?“, fragte Serigala besorgt. „Ja, mir geht es gut“, antwortete Pari mit Tränen in den Augen. „Was ist denn passiert, Pari?“, fragte Inu, „wo ist Hellknight hin?“. „Er ist tot, Inu“, antwortete die Prinzessin ihm, „irgendwie... habe ich es geschafft“. „DU hast Hellknight besiegt?!?“, Luke staunte nicht schlecht, „wow...“. „Prinzessin, stimmt etwas nicht mit Euch?“, Serigala hatte die Tränen in Paris Augen bemerkt. „Ich bin nur so froh, dass ihr alle noch am Leben seid“, Pari schluchzte glücklich, „jetzt wird alles gut werden“. „Was... ist mit Pyrodra passiert?“, fragte Luke, als er seinen besten Freund ohnmächtig am Boden liegen sah. „Er ist von Hellknight tötlich verwundet worden“, antwortete Pari. „Was sagst du da?!?“, fragte Inu schockiert, „soll das heißen, Pyrodra ist tot?!?“. Pari schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie, „er ist nicht tot... seht genauer hin. Hellknight hat ihn mit seinem Schwert durchbohrt... aber...“. „Nichts...“, Serigala stand vor Schreck der Mund offen, „keine Verletzungen... aber wie ist das möglich?“. „Ich kann es mir auch nicht erklären“, gab Pari zu, „im Moment ist Pyrodra nur bewusstlos... ich hoffe, er wacht bald auf“. „Der Commander erstaunt mich immer wieder“, gestand Serigala, „wenn er wirklich so schwere Verwundungen erlitten hat, wie Ihr sagt, Prinzessin, dann müssten sie doch sichtbar sein. Aber das hier... wie kann das sein?“. „Das sind die Heilkräfte der Drachen“, sagte eine Stimme. Die vier erschraken und drehten sich um. Waryle und der Rest der Armee standen hinter ihnen. „Commander Waryle“, grüßte Luke, „was führt Euch hierher?“. „Wir wollten nach der Prinzessin sehen“, antwortete die geisterhafte Valkyre. „Commander Waryle?“, Pari schaute ihn ungläubig an, „Ihr lebt?!? Ich dachte... Ihr wäret alle ums Leben gekommen!“. „Einigen von uns gelang auf Befehl Eures Vaters die Flucht“, erklärte Waryle, „wir sind hierher ins Verlassene Feld geflüchtet und haben auf eine Chance gewartet, Terranos anzugreifen“. „Das heißt dann ja...“, Pari ließ ihren Blick zu der Armee schweifen. Jeder einzelne von ihnen kam ihr bekannt vor. „Wir sind der letzte Rest von Taronas einst stolzer Armee“, erklärte Waryle, „doch würden wir uns bereit erklären, weiterhin für Euch zu kämpfen, Euer Majestät“. „Ihr wollt mir wirklich helfen, Tarona wieder aufzubauen?“, fragte Pari überrascht. Waryle nickte. „Tarona ist das Land, in dem wir geboren und aufgewachsen sind“, sagte er, „wir bleiben ihm treu bis zum letzten Atemzug. Und auch Euch schwören wir ewige Treue, Prinzessin Pari von Tarona“. „Ich danke Euch, Commander Waryle“, sagte Pari, „und ich erkenne Euch als meinen Krieger an. Auf eine gute Zusammenarbeit“. „Wir versprechen, wir werden Euch den Sieg bringen, Euer Majestät“, sagte Waryle entschlossen. Die Armee ließ ihre Zustimmung laut werden. „Dieser Moment markiert die Geburt von Taronas Armee der Freiheit“, verkündete Pari, „lasst uns gemeinsam unser Heimatland von Terranos’ Einfluss befreien“. Wieder ließ die gesamte Armee ihre Zustimmung laut werden.
„Pari ist wie ausgewechselt...“, flüsterte Luke Inu zu. „Stimmt“, der kleine Hund nickte. „Sie hat ihrem Volk ein Beispiel zu sein“, erklärte Serigala, „da ist das, was sie tut, kein Wunder. Ich hoffe bloß, sie übernimmt sich nicht“.
„Wie lautet Euer Befehl, Euer Majestät?“, fragte Waryle, als sich die gesamte Armee auf den Rückweg ins Waldgebiet befand. Jeder war relativ guter Dinge und glaubte nun, dass für Tarona noch Hoffnung bestand. Pyrodra wurde von Serigala getragen, um die anderen Schwerverletzten der Armee hatte sich Pari mit ihren Heilkräften bereits gekümmert. „Ich möchte, dass Ihr und die Armee zum Drachentempel im Tarona-Wald geht und euch dort mit Ouryuu trefft“, erklärte Pari, „er soll euer neuer Anführer sein, meine Stimme, die zu euch spricht“. „Ich verstehe, Prinzessin“, Waryle nickte und war bereit, den Befehl auszuführen, „und was werdet Ihr tun?“. „Pyrodra, Luke, Inu, Serigala und ich werden uns zum Aquatempel aufmachen“, antwortete Pari, „wir suchen nach dem Wasser des Wissens“. „Jenes legendäre Artefakt also...“, Waryle staunte, „ich wünsche Euch bei Eurer Suche alles Gute, Prinzessin“. „Vielen Dank, Commander Waryle“, Pari lächelte.
Nach etwa zwei Stunden Fußmarsch hatte die Armee der Freiheit das Waldgebiet erreicht. „Wir trennen uns hier“, sagte Pari, „lauft nach Norden, um den Drachentempel zu erreichen“. „Wir werden uns bald wieder sehen, Prinzessin“, versprach Waryle, „bitte kehrt erfolgreich zurück“. „Werden wir“, versicherte Pari ihm. Die geisterhafte Valkyre nickte und gebot der Armee, ihr zu folgen. Schon bald waren die Animastia außer Sicht- und Hörweite. „Und was machen wir jetzt, Prinzessin?“, fragte Serigala. „Wir ruhen uns jetzt erst einmal aus“, sagte Pari und setzte sich erschöpft seufzend auf den Boden, „ich bin immer noch geschwächt von dem Kampf“. „Wir auch“, klagten Luke und Inu. Serigala legte Pyrodra behutsam auf den weichen Waldboden und setzte sich dann auch hin. „Es ist lange her, seit wir das letzte Mal alle so versammelt waren“, sagte sie. „Stimmt“, Pari nickte und lächelte dann, „ich frage mich allerdings bis heute...“. „Was denn?“, Inu schaute sie fragend an. „Was hatte Hellknight genau mit mir vor?“, antwortete Pari, „warum hat er... ausgerechnet mich entführen wollen?“. „Ihr seid die Prinzessin von Tarona“, erklärte die weiße Wölfin, „ich vermute, er wollte Euch seinem Gebieter dem Kaiser ausliefern“. „Aber Hellknight sagte doch, dass er vom Kaiser nichts hält, oder?“, warf Inu ein. „Außerdem... wenn er mich wirklich hätte ausliefern wollen... hätte er es längst getan“, gab Pari zu bedenken, „dann hätte er sich nicht die Mühe gemacht, mich in diesem Turm gefangen zu halten“. „Was hat er da drin eigentlich mit dir gemacht?“, fragte Luke. „Er hat mich in irgendeiner dunklen Sphäre eingeschlossen und mir dann höllische Schmerzen zugefügt“, antwortete Pari. „Habt Ihr Euch an schlimme Dinge aus Eurer Kindheit erinnert?“, fragte die weiße Wölfin plötzlich. Trotz der Überraschung über eine solche Frage bestätigte Pari Serigalas Vermutung mit einem Nicken. „Weißt du etwa, warum Hellknight das getan hat?“, fragte Inu. „Ich kann es mir nur vorstellen“, antwortete Serigala, „aber wenn die Legenden, die sich um die Dämonenlords ranken wahr sind, dann... ist das, was Hellknight der Prinzessin angetan hat ein Mittel gewesen, um seine eigene Kraft zu steigern. Die Dämonenlords beziehen ihre Kraft aus negativen Emotionen wie Trauer, Schmerz, Wut oder Hass... neben den Todsünden, deren Repräsentanten sie sind. Mit einem Zauber namens „Hellion“ sind sie in der Lage, ein Opfer ihrer Wahl mit dessen schlimmsten Erinnerungen zu konfrontieren und diese in Energie zu konvertieren, die sie dann für sich selbst nutzen können“. „Aber Hellknight hat während des Kampfes keinen Gebrauch davon gemacht“, erklärte Pari, „er war sogar für eine Weile... verschwunden“. „Was sagt Ihr da?“, Serigala schien erstaunt zu sein, „dann kann das nur bedeuten, dass Hellknight die finstere Energie aus Euren Erinnerungen zu jemand anderem gebracht hat“. „Aber wer kann das sein?“, überlegte Luke, „den Kaiser können wir ausschließen, denn den konnte Hellknight ja nicht leiden“. „Wenn Luke Recht hat mit seiner Vermutung... kann das nur bedeuten, dass wir noch einen dritten Feind am Hals haben“, war Paris Schlussfolgerung, „doch wer kann mächtig genug sein, einem Dämonenlord Befehle zu erteilen?“. „Ich habe da eine ganz furchtbare Ahnung...“, Serigalas Blick verfinsterte sich. „Was ist, Serigala?“, fragte Inu, „stimmt etwas nicht“. „Legenden erzählen von einer unglaublich mächtigen Bestie, die im antiken Balanzia gewütet haben soll“, begann Serigala, „ein Monster, so mächtig, dass es als Gebieter über Tod und Zerstörung verrufen war. Legenden besagen weiterhin, dass die sieben Dämonenlords auf die Befehle dieser Bestie gehört haben. Aber diese Legenden sind nur Mythen, nichts weiter. Keiner weiß, ob diese Bestie tatsächlich existiert hat. Und wenn ja... warum ist sie heute nicht meht hier?“. Luke schluckte. Die Geschichte jagte ihm irgendwie Angst ein. „Hat diese Bestie denn auch einen Namen?“, fragte Pari. „Den hat sie“, antwortete Serigala, „der Name des Gebieters über Tod und Zerstörung ist... Mephistor“.
Pari saß einsam und verlassen in einem trostlosen dunklen Raum im dunklen Turm Hellknights. Im Raum standen weder Möbel noch befanden sich hier irgendwelche Dinge, die von den dunkelgrauen Wänden ablenken würden. Einzig ein kleines, fast quadratisches Fenster spendete ein wenig Ablenkung und diente zeitgleich als einzige Lichtquelle. Das einzige jedoch, was man aus jenem Fenster erblicken konnte, war die Weite und die Trostlosigkeit der gewaltigen Felsenwüste die gemeinhin als das Verlassene Feld bekannt war.
Die Prinzessin von Tarona stand gegenwärtig an eben jenem erwähnten Fenster, um sich wenigstens ein bisschen von der Trostlosigkeit des Raumes, in dem sie von Hellknight gefangen gehalten wurde, abzulenken, doch es half nichts. Pari fühlte sich leer. Nachdem Hellknight sie diese Höllenqualen hatte erleiden lassen, die ihr die schlimmsten Erinnerungen ihres Lebens ins Gedächtnis zurückgerufen hatten, war in ihr nichts weiter übrig als ein Loch. Ein finsteres, leeres Loch ohne Empfindungen, ohne den Willen, weiter zu leben. Sie wünschte sich in diesem Augenblick nichts mehr, als dass Hellknight erbarmen zeigen würde und sie von diesem Loch erlösen würde, indem er sie umbrächte. Verloren war jede Motivation, ihr Land wieder aufzubauen, verloren war jegliche Ambition, sich überhaupt von der Stelle zu bewegen. Auch hatte sie jedwede Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Der Glaube an ihre Freunde war zusammen mit ihrer Lebensfreude zu Grunde gegangen. Schon oft hatte sie sich seit ihrer Gefangennahme gefragt, ob Pyrodra, Luke, Inu und oder Serigala nicht bald zu ihrer Rettung erscheinen würde, doch Hellknights Worte hatten sie immer wieder von dieser Hoffnung abkommen lassen.
Mit diesem einen Satz hatte es Hellknight geschafft, ihre Hoffnungen zu zerstören. Durch dies und die Qualen, die sie erleiden musste, war Pari zu einem seelischen Wrack geworden. Eine Träne rann ihre Wangen herunter. Sie fühlte sich so verloren, so einsam. Niemand war da, der ihr helfen konnte. Und sie war sich absolut sicher, dass niemand mehr kommen würde, um sie zu retten. Hellknight besiegen konnte sie nicht allein, das wusste sie. Dieser Gegner war selbst für Pyrodra zu mächtig, von dem sie behaupten konnte, dass er der stärkste Kämpfer war, der ihr jemals begegnet war. Doch Hellknight hatte ihn im letzten Kampf ohne weitere Mühen ausschalten können. Wieder rannen Tränen über ihre Wangen.
Urplötzlich knarrte die Holztür des Raumes, während sie sich öffnete. „Es scheint, als käme jemand zu deiner Rettung, Prinzesschen“, sagte Hellknight spöttisch. „Was...?“, Pari drehte sich zu dem schwarzen Ritter um, der im Raum stand. „Offenbar haben es deine sogenannten Freunde geschafft, eine Armee zusammen zu trommeln, um dich zu befreien“, erklärte er mit höhnischem Ton, „sieh selbst“. Er hob einen Arm und erlaubte es Pari somit nach draußen zu sehen. Die Prinzessin erschrak, als sie Luke, Inu und Serigala an der Seite weiterer Animastia gegen Hellknights Armee kämpfen sah. „Diese Narren“, sagte der schwarze Ritter böse, „sie haben keine Chance... was auch immer sie versuchen, sie werden scheitern. Mwahahahaha...“. Hellknight verließ den Raum und ließ auch das Bild der Kämpfenden verschwinden. Mit pochendem Herzen sank Pari zu Boden. Weitere Tränen kullerten ihre Wangen herunter. „Sie leben noch...“, dachte sie, „Serigala, Luke und Inu... sie sind am Leben...“. Sie wankte zum Fenster und schaute hinaus. Von oben konnte sie die Armeen als kleine Punkte inmitten der Ebene sehen. „Sie kämpfen...“, dachte Pari, „sie kämpfen... um mich zu retten... aber sie... sie werden scheitern...“. Pari weinte. „Was gibt es denn da zu weinen?“, riss sie plötzlich eine vertraute Stimme aus ihren Gedanken. Pari schaute nach oben und sah Pyrodra unmittelbar vor sich schweben. „Pyro... dra...“, sie konnte nicht glauben, wen sie vor sich sah. „Na, Pari?“, der rote Drache grinste, „hoffentlich ist es da drin nicht zu gemütlich. Ich hol’ dich nämlich gleich hier raus. Wart’s nur ab“. „Es ist zu gefährlich“, sagte Pari plötzlich, „Hellknight ist hier. Er wird dich töten“. „Hm? Was ist los?“, nun hatte auch Pyrodra bemerkt, dass Pari nicht mehr sie selbst war, „was hat dieser schmierige Ritter dir angetan?!?“. „Das ist nicht wichtig“, erwiderte Pari, „verschwinde einfach nur... du kannst mich nicht retten“. Der rote Drache fletschte die Zähne. „Das glaubst auch nur du!“, verkündete er, „tritt zurück“. Trotz allen Zweifels tat Pari, wie ihr geheißen und sie trat vom Fenster zurück, das zu klein war, als dass Pyrodra hätte hindurchfliegen können. Pyrodra schuf einige Feuerbälle in seinen Händen und warf sie in schneller Abfolge auf die Außenwand des Turmes. Tatsächlich funktionierte der Plan und der Teil der Wand, der von den Feuerbällen getroffen wurde, fiel in sich zusammen. „Du bist gleich frei, Pari“, versprach Pyrodra lächelnd und er kam auf sie zugeflogen. „Pyrodra, nicht!!!“, schrie Pari, doch dann war es schon zu spät. Eine gewaltige Entladung traf den roten Drachen, als er durch den Teil der Wand, der weggesprengt wurde hindurch fliegen wollte. „Was? Was ist das?“, fragte er schockiert, als er zurückwich. „Hellknight hat das Innere der Wände mit einem Kraftfeld verstärkt“, erklärte Pari, „deswegen sage ich doch, dass du mich nicht retten kannst“. „Sei nicht albern, Pari“, Pyrodra fletschte die Zähne. Die Prinzessin von Tarona war schockiert von dieser Reaktion. „Ich habe gesagt, ich hole dich hier raus, dann mache ich das auch!“, verkündete Pyrodra und warf sich mit voller Wucht in das Kraftfeld hinein. Blutrote Blitze zuckten aus ihm heraus und hüllten Pyrodra ein, der vor Schmerzen gepeinigt aufschrie, aber dennoch nicht aufgab. „Pyrodra...“, Tränen stiegen der Prinzessin von Tarona in die Augen. Sie konnte selbst nicht glauben, was sie hier vor sich sah. Pyrodra versuchte sie zu retten, obwohl er wissen musste, dass diese Entladungen ihn nach gewisser Zeit töten konnten. Schon oft hatte der rote Drache sein Leben für sie eingesetzt und jedes Mal hatte es ihr Inneres in den Grundfesten erschüttert. Sie hätte niemals gedacht, dass Pyrodra für die Erfüllung seines Versprechens an ihren Vater so weit gehen würde. Doch im Augenblick, so dachte sie, würde das nur im Tod Pyrodras resultieren. Ein weiteres Schreckensereignis, dass sich in ihre Erinnerung einbrennen würde und sie bis an ihr Lebensende quälen würde. Sie wollte niemanden, der ihr nahe stand, sterben sehen, das hatte sie noch nie gewollt. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fing Pari an bitterlich zu weinen.
„GIB JETZT ENDLICH NACH, DU VERDAMMTE BARRIERE!!!“, brüllte Pyrodra voller Zorn. Eine Aura aus orangefarbenen und gleichzeitig weißen Flammen umhüllte ihn. Tatsächlich zerbrach das Kraftfeld wie Glas und Pyrodra flog quer durch den Raum und wurde von der harten, dunkelgrauen Wand aufgehalten. Sein gesamter Körper war von Schrammen übersät. „Siehst du?“, er stand auf und lächelte Pari an, „ich sagte doch, ich hol dich hier raus“. „Oh, Pyrodra...“, Pari weinte und umarmte Pyrodra, „danke... ich danke dir so sehr“. „Hey, alles wird gut, Pari“, sagte der rote Drache beruhigend, „jetzt müssen wir erst einmal weg von hier“. „Ja“, die Prinzessin von Tarona nickte und ließ von ihm ab. „Hier geht niemand irgendwohin“, hörten die beiden plötzlich eine finstere Stimme sagen. Momente später wurde die Tür in zwei Hälften zerschnitten und Hellknight stand mit gezogenem Schwert im Raum. „Ich wusste, du würdest kommen, Pyrodra“, grüßte der schwarze Ritter, „sieht aus, als hätte dir die Schattenbarriere eine Menge Schaden zugefügt... du siehst nicht gerade kampfbereit aus. Mwahahaha“. „Das wird sich zeigen, Hellknight“, knurrte Pyrodra und machte sich kampfbereit. „Pyrodra, was hast du vor?“, fragte Pari überrascht. „Ich werde Hellknight hier und jetzt aufhalten“, antwortete der rote Drache entschlossen, „inzwischen will ich von dir, dass du hier so schnell du nur kannst verschwindest und dich mit Serigala, Luke und Inu zusammen tust. Dann möchte ich, dass du Waryle, dem Anführer der Armee, die uns hilft, sagst, dass er nicht auf mich warten muss... als nächstes geht ihr zum Aquatempel und holt das Wasser des Wissens“. „Nein, Pyrodra!“, rief Pari verzweifelt, „ich lass dich nicht hier zurück!“. Pyrodra konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen und sich vor Hellknights Angriff retten. „Pari, lauf endlich!“, rief Pyrodra ihr zu. „Dazu habt ihr keine Gelegenheit mehr!“, rief Hellknight und ging mit seinem Schwert auf Pari los, die nur geschockt zusehen konnte, wie die gewaltige Klinge frontal auf sie zukam. Panisch schloss sie die Augen und erwartete ihr Ende.
Nach einer Weile machte sie die Augen wieder auf und erschrak. „Alles okay... Pari?“, fragte Pyrodra, der von dem Schwert durchbohrt worden war, aber es damit aufgehalten hatte. „Pyrodra!“, schrie Pari geschockt. Blut tropfte von der nun roten Schwertklinge herunter und bildete eine große Pfütze zu Paris Füßen. „Hmpf, du hattest Glück, Pyrodra“, höhnte Hellknight, „fast hätte ich dein Herz erwischt... und dennoch wirst du hier sterben“. „Pyrodra! Pyrodra!!!“, schrie Pari verzweifelt und rannte zu dem roten Drachen, der zu Boden fiel und fing ihn auf. Ihr war egal, dass sie selbst von dem Blut verschmiert wurde. Pari fing an zu weinen und rief immer wieder Pyrodras Namen. Der Körper des roten Drachen lag in ihren Armen und rührte sich kein bisschen. Hellknight lachte derweil manisch. Ein stechender Schmerz durchzuckte Paris Körper. Es fühlte sich an, als wäre ihr Herz zerrissen worden. Tränen flossen unkontrolliert aus ihren Augen auf Pyrodra, der nach wie vor keine Reaktion zeigte. „Das ist gut...“, murmelte Hellknight, „die finstere Macht in dir steigt... spüre diese Verzweiflung, absorbiere diesen Schmerz... und verwandle ihn in pure Energie...“. Er begann erneut, manisch zu lachen. „Bald schon wird sich mein Plan erfüllen!“, dachte der schwarze Ritter bei sich, „ich wusste, dass sie die richtige dafür sein würde“. Paris Tränen flossen immer noch in rauen Mengen ihre Wangen herunter und vermischten sich mit dem Blut, das aus der fatalen Wunde an Pyrodras Körper kam. Beides floss dann in Strömen zu Boden und bildete eine große Lache aus Wasser und Blut. Die Prinzessin von Tarona wollte in diesem Moment nichts mehr, als an Pyrodras Stelle zu sein. Jede Faser ihres Körpers schmerzte, sie konnte sich auf nichts mehr konzentrieren. Sie war sich sicher, dass dies die schlimmsten Schmerzen waren, die sie je hatte ertragen müssen. Schlimmer noch als jener Schmerz, den sie beim Verlust ihrer Mutter verspürt hatte. Es war alles zu viel für sie. Sämtliche grässlichen Erinnerungen, die sie hatte, kamen auf einmal an die Oberfläche. Sie konnte sich selbst nicht erklären, wie sie diesem psychischen Schmerz noch standhalten konnte. Ein Schrei der Verzweiflung entwich ihrer Kehle, während ihre gesamte Psyche in sich zusammenbrach. „Pa...ri...“, plötzlich spürte sie jemandes Hand, die sanft ihre Wange berührte, „du... weinst ja...“. „Pyrodra...“, hauchte sie und schaute nach unten. Pyrodra schaute sie schwach lächelnd an. „Warum bist du noch nicht weggelaufen?“, fragte der rote Drache schwach. „Pyrodra... ich... ich kann dich nicht im Stich lassen...“, antwortete Pari verzweifelt, „ich will dir helfen. Versteh’ das doch. Bitte, Pyrodra“. „Du hast keine Chance gegen ihn...“, sagte der rote Drache, „du musst von hier fliehen... ich... werde ihn aufhalten“. „N-nein, warte!“, rief Pari verzweifelt, als Pyrodra sich unter Schmerzen aufrichtete. „Oh?“, Hellknight wirkte beeindruckt, „steckt also doch noch ein Funken Leben in dir, Pyrodra?“. Er hob sein Schwert ein weiteres Mal zum Angriff hoch. „Hellknight, ich schwöre, dass ich dich besiegen werde!“, verkündete Pyrodra und ging auf Hellknight los. „Pyrodra... nein...“, Pari weinte wieder, „du wirst noch getötet, wenn du so weiter machst...“. Genau in diesem Moment wurde Pyrodra zu Boden gestreckt. „Hmpf... du weißt doch genau, dass es zwecklos ist...“, murmelte Hellknight. „Ich habe mein Versprechen gegeben...“, knurrte Pyrodra zornig und ging wieder zum Angriff über, „ich habe versprochen, Pari vor Schaden zu bewahren... und das werde ich auch“. Momente später landete Pyrodra in einer Wand, von wo er zu Boden fiel. Unter Schmerzen versuchte der rote Drache sich aufzurichten. „Ein wahres Stehaufmännchen“, murmelte Hellknight, „aber was bringt ihn dazu, immer weiter zu machen, obwohl er doch weiß, dass es zwecklos ist?“. Pyrodra stand Hellknight schwer atmend gegenüber. Blut tropfte von seinem rechten Arm und seiner Verletzung auf dem Bauch sowie von seiner Stirn herunter. „Ich habe noch nicht verloren...“, knurrte er, „solange ich noch stehen kann... bin ich nicht gewillt, aufzugeben...“. „Pyrodra!“, rief Pari ihm zu, „du musst aufhören! Du wirst nur getötet, wenn das so weiter geht! Du musst für das Versprechen an meinen Vater nicht so weit gehen!“. „Es geht hier nicht mehr nur um das Versprechen“, sagte Pyrodra, „Pari... ich beschütze dich... weil ich es so will... nicht weil ich es versprochen habe... du... bist auch meine Familie geworden...“. „Wie rührend“, sagte Hellknight höhnend, „dann macht es dir bestimmt nichts aus, wenn ich deine Familie wegnehme, oder?“. Er richtete sein Schwert auf Pari. „Wag es und stirb, Hellknight!“, brüllte Pyrodra ihn an. In seiner Hand formte sich ein großer Feuerball, den er auf den schwarzen Ritter schleuderte, der ihn wiederum mit seinem Schwert zerschnitt und ihn somit wirkungslos machte. „Du hast fast keine Energie mehr, Pyrodra“, murmelte der schwarze Ritter, „deine Angriffe haben keine Wucht mehr“. Pyrodra starrte den schwarzen Ritter zornig an, bevor er ein weiteres Mal auf ihn zuschoss. Er ballte die Faust und wollte zuschlagen, doch Hellknight nutzte sein Schwert und schlug zu. „PYRODRA!!!“, schrie Pari verzweifelt, als der rote Drache zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. „Abschaum“, murmelte Hellknight und trat den geschundenen Körper des Drachen von sich. Pyrodra blieb in einer Ecke des Raumes liegen. Pari schaute ihn unter Tränen an, dann schaute sie auf ihre blutverschmierten Hände. „Und nun bist du dran... Prinzesschen“, verkündete Hellknight und richtete sein Schwert auf sie, „du hast gute Dienste geleistet, aber ich habe bereits, was ich wollte... du bist jetzt nur noch ein Hindernis für mich“. „Pyrodra... hat mich bis jetzt immer beschützt“, dachte Pari, „und... nicht nur wegen des Versprechens... nein, er hat mich beschützt weil... weil ich... ich... ein Teil seiner Familie bin... und als Familie... muss man sich gegenseitig beschützen. Das hat mein Vater mir beigebracht... also ist es jetzt an mir... Pyrodra zu beschützen“. Ein blassblaues Licht hüllte sie urplötzlich ein. „Was?“, Hellknight hielt erstaunt inne, „was ist das? Was ist das für eine Kraft?!? Das... das kann nicht sein... ist das...?“. „Ich werde... Pyrodra schützen“, verkündete Pari, „ich werde nicht scheitern!“. Das Licht wurde immer heller und heller. Bald war es so hell, dass Hellknight sich eine Hand über die Augen legen musste, um nicht blind zu werden.
„Hm?“, machte Ouryuu und schaute zu dem kleinen Podest, auf der er das Medaillon der Sonne und des Mondes gelegt hatte. „Was ist los, Meister Ouryuu?“, fragte Sirelith verwundert. „Das Amulett...“, begann Ouryuu und lief zu dem Podest, „es reagiert auf etwas... aber auf was?“. Sirelith schaute das Amulett erstaunt an und sah, dass es in einem blassblauen Licht strahlte. „Was ist das?“, fragte die kleine Fee verwundert. „Das kann nur bedeuten, dass die versteckten Kräfte des Mondsauriers erwacht sind...“, vermutete der weise Drache, „was machen Pyrodra und seine Freunde nur?“.
„Genjitsu no Sekai...“, murmelte Pari, als sich die Umgebung urplötzlich drastisch veränderte. Hellknight, Pyrodra und sie befanden sich plötzlich auf einer weiten Wiese bei Nacht. Der Vollmond stand hoch über der Szenerie. Ein sanftes Schimmern umgab Pari, als der Wind begann, durch das Gras zu wehen. „Was um alles in der Welt ist hier los?“, fragte Hellknight geschockt und schaute sich um, „das kann nicht... oder ist es etwa doch... jene legendäre Attacke?“. Der Klang einer kleinen Glocke ertönte, als sich eine blassblaue Energiekugel zwischen Paris Handflächen formte. „Nicht möglich...“, murmelte Hellknight, „das kann nicht ihr... das kann nicht der legendäre finale Angriff des Mondsauriers sein... die Final-Technik Tsukiyomi no Mikoto... wie kann sie eine solche Attacke anwenden?“. „Mach dich bereit, Hellknight“, rief da Pari ihm zu, „du hast nichts weiter getan als Schmerz und Leid über uns gebracht. Du hast meinen besten Freund verletzt... und hast versucht, die Welt zu unterdrücken, indem du deinen dunklen Einfluss ausbreitest... das ist unverzeihlich. Deswegen soll das reine Licht des Mondes deine schwarze Seele läutern. Das ist... Tsukiyomi no Mikoto!“. Mit diesen Worten entlud sich der Energieball als ein gewaltiger Energiestrahl, der bald Hellknight einhüllte, der vor Schmerzen laut aufschrie, als die Szenerie wieder zu dem dunklen Raum in dem Turm wechselte.
„Was ist denn das?!?“, fragte Serigala erstaunt, als sie gen Himmel blickte. Ein gewaltiger Energiestrahl schoss hoch oben am Himmel an ihnen vorbei.
Der Turm konnte einer solchen Gewalt nicht standhalten und stürzte in sich zusammen, nachdem der mächtige Angriff Paris beendet war. Trümmer für Trümmer schlugen unterhalb des Turmes ein und begruben die Landschaft unter sich. Die eben noch kämpfenden Armeen wurden durch ein seltsames Phänomen überrascht: plötzlich fielen alle Skelettsoldaten als leblose Knochen ebenfalls in sich zusammen. „Das kann ja nur bedeuten, dass... Pyrodra es geschafft hat“, erleichtert ließ sich Luke auf den Rücken fallen, „endlich... vorbei“. „Es war anstrengend“, stimmte Inu zu, „aber wir haben es irgendwie hinbekommen“. „Der Commander ist wirklich eine erstaunliche Person“, meinte Waryle, „dass er den Dämonenlord Hellknight zur Strecke bringen konnte... unglaublich“. „Aber... wo ist er jetzt?“, fragte Serigala, „der Turm bricht in sich zusammen... soll das etwa bedeuten, dass Pyrodra auch...?“. „Oh nein“, rief Inu aus, „Pyrodra wird nicht so einfach draufgehen! Das weiß ich!“. „Und die Prinzessin bestimmt auch nicht!“, stimmte Luke zu, „wir müssen einfach noch ein Weilchen auf sie warten“. „Das glaube ich auch“, Waryle nickte zustimmend, „an alle: Wir warten hier auf die Rückkehr des Commanders und der Prinzessin! Formiert euch!“. „JAWOHL!“, rief die Armee und gehorchte. Viele Verluste waren glücklicherweise nicht zu beklagen“.
Das Licht des neuen Tages traf auf das Verlassene Feld. Auf einer Anhöhe stand die Widerstandsarmee unter der Führung Pyrodras, das Licht der Hoffnung in ihrem Rücken. Unmittelbar vor ihnen lag der hohe schwarze Turm, in dem die Prinzessin von Tarona Pari mutmaßlich gefangen gehalten wurde. Ein Plan war bereits geschmiedet worden, nun war es nur an der Kampfkraft der 200 Animastia starken Armee, die Truppen Hellknights besiegen zu können. Doch dank der Gewissheit, dass Pari noch lebte und ihrem neuen Kommandanten, der ihnen Mut gab, zweifelte niemand mehr an einem Sieg. „Commander“, sagte Serigala zu ihm, „warum warten wir noch hier?“. „Wir warten, bis Hellknight uns bemerkt hat“, antwortete Pyrodra, „wir locken ihn her, dann gehe ich los und hole Pari aus dem Turm. Das ist der Plan, den wir ausgemacht haben. Erinnerst du dich?“. „Aber sicher, Commander“, Serigala senkte unterwürfig den Kopf. „Hey, wir sind immer noch Freunde“, Pyrodra lächelte sie an, „nichts wird sich ändern, bloß weil ich jetzt eine Armee befehlige“. „Ich verstehe, Commander“, die Wölfin wurde etwas ruhiger. „Dass du mich mal Pyrodra nennst... darauf kann ich wohl lange warten, was?“, der rote Drache lachte. „Commander!“, rief ein grauer Wolf, der aus der Menge auf ihn zu kam. „Was gibt es?“, fragte Pyrodra. „Der Gegner zeigt sich nicht“, antwortete der Wolf, „was sollen wir tun?“. „Ich würde eine Provokation vorschlagen“, rief da plötzlich Waryle. „Das klingt, wie eine gute Idee“, rief Luke, „wenn wir zum Turm gehen und ihn angreifen, dann kommt Hellknight vielleicht da raus“. „Nein, das ist keine gute Idee“, widersprach Pyrodra, „Hellknight ist ein sehr erfahrener Krieger und kennt diese Taschenspielertricks vermutlich schon. Er wartet doch nur darauf, dass wir den ersten Schritt machen. Er hat bestimmt einige Fallen für uns vorbereitet. Unterschätzt euren Gegner nicht“. „Werden wir nicht, Commander“, versicherte Waryle. Ein dunkles Gelächter ertönte und Hellknight erschien auf dem Plan. Hinter ihm war eine ganze Armee von Animastia, die aus nichts mehr als Knochen bestanden, aus deren Augenhöhlen blutrote Kugeln herausleuchteten. „Hast du endlich eine eigene Armee aufgetrieben, Pyrodra?“, spottete der schwarze Ritter und steckte sein Schwert vor sich in den Boden. „Deine Überheblichkeit wird dir heute vergehen, Hellknight“, verkündete der rote Drache. „Große Worte für jemanden, der schon aus zwei Kämpfen als der Verlierer hervorging“, erwiderte Hellknight. „Heute aber wird diese Geschichte ein wenig anders ausgehen“, versprach Pyrodra, „zum Angriff!“. Auf diesen Befehl hin setzte sich seine ganze Armee in Bewegung und stürmte auf Hellknights Skeletttruppen zu. „Lasst nichts von ihnen übrig“, befahl der schwarze Ritter und wies die Skelette an, ebenfalls zum Angriff überzugehen, was sie dann auch taten. Eine gewaltige Schlacht entbrannte. Pyrodras Widerstandsarmee wehrte sich tapfer gegen Hellknights Untotenarmee, doch sie war ihnen zahlenmäßig unterlegen. „Geh zurück in die Gruft, Knochenmann!“, schrie Luke, als er mithilfe seiner Martial Arts Techniken einen Skelettbären in alle Einzelteile zerlegte. Pyrodra flog gemeinsam mit dem Adleranimastia über dem Kampfgeschehen und nutzte seine Feuerbälle, um seine Freunde vor Angriffen von hinten zu bewahren. „Commander!“, rief ihm da einer der Adler zu. „Was ist los?“, fragte Pyrodra verdutzt. „Hellknight ist verschwunden, Sir“, antwortete der Adler. „Was?!?“, Pyrodra schaute den Adler geschockt an, „seit wann?“. „Seit der Kampf begonnen hat, Sir“, antwortete der Adler wahrheitsgemäß. „Dann wird er sich wohl wieder im Turm verkrochen haben“, Pyrodra wurde wütend, „dieser elende Feigling... nichtsdestotrotz führen wir den Plan aus. Sag’ Waryle bescheid, dass ich den Plan jetzt in Bewegung setzen werde“. „Ja, Sir“, sagte der Adler gehorsam und flog nach unten in das Kampfgetümmel hinein, während Pyrodra, nachdem er einen letzten besorgten Blick nach unten geworfen hatte, zum Turm flog, um dort nach Pari zu suchen.
„Der Plan hat begonnen!“, verkündete Waryle, „ihr wisst alle, was ihr zu tun habt! Haltet den Gegner hier auf, damit der Commander die Prinzessin retten kann“. „JAWOHL!“, riefen alle gehorsam aus. „Jetzt bleibt uns nur noch übrig, Pyrodra alles Gute zu wünschen“, meinte Inu. Luke nickte. „Wir müssen unser bestes geben“, sagte er, „los geht’s Inu!“. „Oh yeah!“, rief der kleine Hund aus und stürzte sich zusammen mit Luke in den Kampf. Serigala umhüllte sich selbst in einer Aura aus Licht und stürmte ebenfalls auf ihre Gegner los. „Viel Glück, Commander“, sagte sie in ihren Gedanken, „nein... Pyrodra!“.